30.11.2005 - Fast 30 Prozent kaufen online / Neckermann wird neckermann.de / Preise für Web- und TV-Shops
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Elektronische Webshops setzen in diesem Jahr im Versandhandel hochgerechnet 6,1 Milliarden Euro um - 24 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Und ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (bvh) rechnet damit, dass bis zum Jahr 2010 rund 50 Prozent des gesamten Branchenvolumens online erzielt werden. Zum Vergleich: Der deutsche Versandhandel setzt derzeit jährlich etwa 20 Milliarden Euro um.
KarstadtQuelle-Chef Thomas Mid--delhoff bringt es auf den Punkt: "Den Leuten zweimal im Jahr einen dicken Katalog ins Haus zu liefern und zu erwarten, dass sie fleißig bestellen, das funktioniert nicht mehr." Er will den Versandhandel des Konzerns deshalb stärker auf das Internet ausrichten. Die Tochter Neckermann heißt ab Beginn nächsten Jahres neckermann.de. Der Anteil des über das Internet erzielten Umsatzes soll in den kommenden Jahren von derzeit 30 auf 60 Prozent steigen.
Die Hintergründe für den Schritt Middelhoffs liegen auf der Hand. Die Umsätze der Versandhandelssparte von KarstadtQuelle sind rückläufig, vor allem im Universalversand, während der Online-Handel gleichzeitig zulegte. Zudem könnten dank des E-Commerce neue, jüngere Kunden gewonnen werden. Und schließlich werden die Festkosten beim E-Commerce auf weniger als die Hälfte des klassischen Versandhandels geschätzt.
Dr. Hendrik Gottschlich gehört zu den Trendsettern der Entwicklung. Das meinen jedenfalls die bvh-Junioren, die sein Münchner Versandhaus MyParadise auf dem Versandhandelskongress mit dem Young Business Award ausgezeichnet haben. Der Webshop für Artikel rund um Haus und Garten hat laut Gott-schlich "eine monatliche Wachstumsrate von 70 Prozent und eine Umsatzrendite nach Steuern von 17 Prozent. MyParadise setzt auf eine günstige Preisstruktur und viel Service: "Wir raten Kunden auch mal zu einem Produkt, das besser zu ihnen passt."
Die Auszeichnung des Online-Shops als bester Nachwuchsversender war allerdings nicht die einzige Überraschung beim Versandhandelskongress. Als Versender des Jahres wurde der Shopping-Kanal QVC prämiert - eine Premiere. "Und das von all den Neckermanns und Ottos", freut sich Dr. Ulrich Flatten, Deutschland-Geschäftsführer von QVC. Flatten beziffert den Marktanteil von QVC am Teleshoppingmarkt in Deutschland mit einem Nettoumsatz von 516 Millionen Euro im Jahr 2004 auf 58 Prozent. Seit November verkauft der Sender auch größere Artikel wie Betten und Matratzen und arbeitet dabei mit Hermes zusammen. Die Zukunft liegt laut Flatten in einem Buy-Button auf der TV-Fernbedienung, wie er schon in Großbritannien von QVC eingesetzt wird.
T-Commerce nennt der bvh dieses Verfahren. Ziel ist es, Fernsehzuschauern über einen digitalen Rückkanal zu ermöglichen, Waren direkt über die Fernbedieung zu bestellen. Neckermann, Quelle und Otto haben auf der Internationalen Funkausstellung entsprechende Anwendungen vorgestellt.
Für die Dialog-Agenturen bedeutet diese Entwicklung einen höheren Druck. "Die Versender wollen sparen", sagt Ulfried Fritsche von der Hamburger Agentur Fritsche. "Das heißt, dass die Agenturen sich mehr auf das Web konzentrieren müssen und nicht alles den Web-Spezialisten überlassen." Verlieren würden aber sicher die Druckereien.
Und was wird aus dem Katalog? Nach einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach finden sich unter den zehn meist genannten Webshops die Namen von sieben etablierten Katalogversendern. Der Katalog bleibt also eine wichtige Stütze. Neue Wege sucht auch hier der KarstadtQuelle-Konzern. Leo Günther Kraftsik, Vorstand Spezialversand von Quelle und Neckermann, hat in einer Kooperation mit Bogner ein neues Format entwickelt, in dem Bogner in den Vordergrund tritt. "Unser Magalog, der Magazinkatalog, soll von den Kunden aufbewahrt werden", erläutert Kraftsik. "Das wurde von der Fachwelt zwar zunächst belächelt, aber inzwischen sind wir auch in der Schweiz erfolgreich." Als nächsten Markt hat er die USA im Blick. "Aber dort sondieren wir noch." Auch über einen Einstieg ins TV denke er nach. Gespräche seien aber noch nicht geführt worden.
Die Verbindung von Katalog, Internet und TV wächst und wächst - dank der Entwicklung im E-Commerce. Mittlerweile kaufen laut bvh fast 25 Millionen Deutsche online ein. Entsprechend optimistisch blicken die Mitgliedsunternehmen des Dachverbands in die Zukunft. 40 Prozent wollen nächstes Jahr mehr in E-Commerce investieren als 2005. te
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de