31.01.2005 - KMUs als neue Zielgruppe entdeckt - Yahoo im internationalen Wettbewerb vorn
Bisher war Internet-Suche stets eine weltweite Suche - allein um dem Nutzer unentwegt die unendlichen Möglichkeiten des World Wide Web zu demonstrieren. So listen Suchmaschinen bei der Internet-Recherche immer auch Websites aus den entferntesten Winkeln der Welt auf. Doch je selbstverständlicher der Gebrauch des Internets wird, desto mehr findet das Medium Eingang ins alltägliche Leben: "Die User sind inzwischen so weit, wegen jeder Kleinigkeit im Internet nachzuschauen", sagt Laurie Scholl vom US-Branchenportal Realpages. Die Folge: Es werden zunehmend Informationen über Angebote in der unmittelbaren Umgebung online nachgefragt.
Die schweren, unübersichtlichen und schnell überholten Branchenbücher bleiben immer öfter in der Ecke liegen oder werden erst gar nicht besorgt. Martin Hubschneider, Vorstandschef des YellopMap-Betreibers CAS, kann das nur bestätigen: "Der Markt ist in einem radikalen Umbruch. Online-Branchenbücher ersetzen Schritt für Schritt die Print-Branchenbücher." In Zahlen: Jeder vierte Web-Sucher führt dem Marktforscher comScore zufolge lokale Suchanfragen durch. Ein Viertel (25,1 Prozent) der kommerziellen Suchabfragen sind lokaler Art, und 44 Prozent der Online-Käufer führen öfter lokale Suchabfragen durch als im Vorjahr (Kelsey Group).
Die Internet-Wirtschaft hat diese Entwicklung erkannt und setzt verstärkt auf Local-Search-Tools, hauptsächlich in Verbindung mit dem Erfolgsmodell Suchtreffer-Vermarktung, bei dem Werbungtreibende Schlüsselwörter buchen können. Die Nase vorn hat dabei der Internet-Konzern Yahoo, der lokale Suchangebote bereits in den USA, Großbritannien und Italien gestartet hat. In Deutschland soll der Service noch im ersten Quartal dieses Jahres online gehen, in Zusammenarbeit mit dem Telekommunikationsverzeichnis DasÖrtliche.
Der Suchmaschinen-Marktführer Google hat ähnlich ehrgeizige Pläne. So wurde unter anderem eine Kooperation mit dem US-amerikanischen Branchenportal-Betreiber Bellsouth geschlossen und der Satellitenbildanbieter Keyhole übernommen. Allerdings ist das US-Unternehmen noch nicht über die nur in den USA laufende Beta-Phase hinausgekommen, sodass der Deutschlandstart in den Sternen steht. Leichtes Spiel werden die beiden Branchengrößen hier zu Lande aber sicherlich nicht haben. Schließlich hat sich die Telekom-Tochter DeTeMedien mit GelbeSeiten.de bereits auf dem deutschen Markt etabliert. Dazu kommen unter anderem das im Herbst 2004 mit großem Werbeetat gestartete Varetis-Portal GoYellow, die ebenfalls relativ neue Website Branchenauskunft.de des Auskunftsanbieters klickTel, der Stadtplan- und Auskunftsdienst YellopMap sowie das Branchenportal 3klicks.de, das in den nächsten Monaten zusätzlich das Portal Plazoo, eine Mischung aus Branchenverzeichnis und -suchmaschine, auf den Markt bringen wird.
Mirago und Espotting auf dem Sprung
Ebenfalls in den Startlöchern sitzen die Suchtreffervermarkter Mirago und Espotting, der neue Suchmaschinenbetreiber Seekport und laut Wall Street Journal auch der Internet-Konzern AOL. Mirago verfügt bereits über Erfahrungen aus dem britischen und französischen Markt. Espotting will 2005 einen Pay-per-Call-Service launchen, der sich hauptsächlich an Unternehmen ohne Internetauftritt richtet. Statt eines Links findet der Nutzer in der Ergebnisliste eine 0800-Nummer. Seekport plant, sein Local-Search-Angebot noch in diesem Jahr online zu stellen.
Alle Beteiligten kämpfen um die Werbegelder eines Marktes, der ständig wächst, insbesondere deshalb, weil immer mehr klein- und mittelständische Unternehmen (KMU) ins Netz gehen. Dabei ist ein gewisser Herdentrieb zu beobachten: "Sobald die ersten einer Branche Erfolg haben, folgen alle anderen nach", sagt Christian Petersen, Geschäftsführer der Suchmaschinen-Marketing-Agentur eprofessional in Hamburg. "Das ist eine Riesen-Zielgruppe", so Petersen weiter. Zwar sind die Margen für die Suchtreffervermarkter relativ gering, doch hält sich auch der Aufwand in Grenzen. Schließlich läuft die Keyword-Buchung in der Regel vollautomatisch über ein Web-Interface. Auf gut Deutsch: Die Masse macht´s.
Wie groß das Potenzial des deutschen Marktes genau ist, lässt sich nur sehr schwer sagen, da keine entsprechenden Untersuchungen vorliegen. Martin Hubschneider von Yellow Map schätzt das Volumen auf etwa eine Milliarde Euro. In den USA wurden 2004 laut Jupiter Research etwa 502 Millionen Dollar mit Local-Search-Marketing umgesetzt. Das sind 19 Prozent aller Suchmaschinen-Marketing-Ausgaben. 2008 sollen es rund 824 Millionen Dollar sein. Die Kelsey Group erwartet sogar eine Steigerung auf 2,5 Milliarden Dollar.
UMTS vereinfacht Lokalisierung
Weitere Wachstumschancen ergeben sich durch die technische Entwicklung bei der mobilen Suche, insbesondere infolge der zwar zögerlichen, aber letztendlich unaufhaltsamen Verbreitung des neuen Mobilfunkstandards UMTS. Dieser verbessert die Lokalisierung von Handy-Nutzern, was bei der Vor-Ort-Suche nach Geldautomaten, Apotheken oder Restaurants sehr hilfreich ist und somit insbesondere für finanzstarke Geschäftsleute und Vielreisende einen großen Mehrwert darstellt. brö
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