27.12.2004 - Bisher hat sich kein namhafter Kandidat fürs höchste Amt gefunden. In der Reformdebatte legt die Opposition ein eigenes Konzept vor.
Wenige Wochen vor der nächsten DDV-Hauptversammlung steht nach wie vor in den Sternen, mit welchem Präsidenten und mit welcher Struktur der Direktmarketingverband im nächsten Jahr Probleme wie Haushaltsloch, Mitgliederschwund und DIMA-Schwäche angehen wird. Trotz intensiver Bemühungen des Council Agenturen und der verbandsinternen Kritiker stand bis Redaktionsschluss noch kein Gegenkandidat zum CRM-Experten Rudolf Thomas fest. Dieser ist - schenkt man den Äußerungen zahlreicher Verbands-Insider Glauben - derzeit nicht mehrheitsfähig, unter anderem weil er sowohl in der Branche als auch im Verband noch als unbeschriebenes Blatt gilt.
Die mögliche Alternative Claus Mayer, die genau das mitbringen würde, was viele Mitglieder fordern, nämlich jahrzehntelange Erfahrungen und Erfolge im Dialogmarketing, hat bereits abgelehnt. Der vom Council Agenturen aufs Schild gehobene Dialogprofi, der 1971 zusammen mit Lester Wundermann die erste deutsche DM-Agentur ins Leben rief, begründete seine Absagen unter anderem mit der erst vor kurzem angetretenen Tätigkeit als gkk-Berater und den seiner Meinung nach zu starren Strukturen des Verbands, die eine Umsetzung seiner Vorstellungen unmöglich mache. Ähnlich wie die derzeitige Präsidentin Kerstin Plehwe würde Mayer den Verband gerne wie ein Unternehmen führen, was aufgrund der überdimensionierten Führungsspitze mit Präsidium und Vorstand nicht machbar sei. "Der Kopf ist einfach zu groß", so Mayer. Die vom derzeitigen Vorstand vorgeschlagene Strukturreform gehe noch nicht weit genug.
Mehr Macht fürs Präsidium
Das Vorstandskonzept sieht unter anderem eine klare Trennung der Kompetenzen von Vorstand und Präsidium vor, wobei das Präsidium als ausführendes Organ (Exekutive) des Verbands agiert und zudem die Richtlinienkompetenz für die operative Ausrichtung des Verbands erhält. Bislang hatte der Vorstand, der sich aus Präsidium und den Council-Vorsitzenden zusammensetzt, diese Funktionen inne. Künftig soll er hauptsächlich den Rahmen der Verbandstätigkeiten festlegen. Im Gegenzug erhalten die Councils mehr Eigenständigkeit, unter anderem durch selbstverwaltete Budgets. Das Präsidium soll wie gehabt aus dem Präsidenten und fünf Vizepräsidenten bestehen.
Allerdings gibt es drei neue Ressorts: Mitglieder und Innovation, Public Affairs und Verbraucherdialog sowie Messen und Veranstaltungen. Dafür fallen die Ressorts International Networking, Distribution sowie Dialog und Digitale Medien weg. Die Ressorts Finanzen sowie Bildung und Forschung bleiben erhalten. Zudem untersteht die Geschäftsführung ganz klar dem Präsidium - ein Punkt, der bislang in der Satzung nicht eindeutig geregelt war und unter anderem zum Zerwürfnis von Präsidium und Ex-Geschäftsführer Holgers Albers geführt hatte. Laut Vorstand ist dieses Konzept ein "Konsensmodell", das aus dem Mitte November abgehaltenen Workshop hervorgegangen ist, auf dem alle Mitglieder ihre Vorstellungen von einer neuen Satzung präsentieren konnten. Nach Auffassung der Gruppe der verbandsinternen Kritiker ist der Entwurf alles andere als ein Kompromiss. Der Vorstand habe sein erstes Konzept (ONEtoONE 11/04) nur "geringfügig" geändert. Lediglich die Forderung der Agenturen nach eigenen Budgets sei berücksichtigt worden.
Der Gegenentwurf der Kritiker, der unter anderem vom Präsidentschaftskandidaten Thomas befürwortet wird, sei dagegen überhaupt nicht in das neue Modell einbezogen worden, ebenso wenig wie das Konzept von DDA-Chef Achim London. Dieses sieht eine Reduzierung der Führungsspitze auf vier ehrenamtliche Vorstandsmitglieder und eine Stärkung der Geschäftsstelle vor.
Nur noch ein Vizepräsident?
Die Verbandsopposition favorisiert dagegen eine Konstellation, bei der es nur noch einen statt wie bisher fünf Vizepräsidenten gibt. Dieser Vizepräsent ist der Geschäftsstelle gegenüber weisungsbefugt. Der Präsident und der Vizepräsident werden für ihre Arbeit voll entlohnt und setzen zusammen mit der Geschäftsstelle die Beschlüsse des Vorstands um. Dieser umfasst den Präsidenten, den Vizepräsidenten und die ehrenamtlichen Council-Chefs. Zudem setzt der Vorstand Gremien und Ausschüsse ein, die die Aufgaben der gestrichenen Präsidiumsressorts übernehmen. Der Senat übt die Funktion eines Aufsichtsrats aus. Die Kritiker wollen dieses Konzept auf der Hauptversammlung als Gegenmodell zum Vorstandsentwurf zur Abstimmung stellen und werfen der DDV- Führung vor, den Mitgliedern die Existenz von Gegenmodellen bisher verschwiegen zu haben. brö
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