My worst E-Mail
31.12.2001 - ONEtoONE bittet Branchenteilnehmer, die überflüssigste E-Mail des vergangenen Monats vorzustellen.
"New Mail" ist die wohl häufigste Botschaft des Rechners an seinen Besitzer und auch der Papierkorb - nämlich das Icon auf dem Monitor - war im papiernen Leben kaum so frequentiert wie im E-Life. ONEtoONE bittet regelmäßig Menschen aus der Branche um eine Stellungnahme zum Thema E-Mail.
Von Ines Hennig
Manche E-Mail erinnert mich an Wilhelm Busch: "Gedanken sind nicht stets parat, man schreibt auch, wenn man keine hat." Mail-Anfragen sind so unterschiedlich und zahlreich wie ihre Absender. Mal geht es um die unbedingt erforderliche Teilnahme an Umfragen, fanatische Sammler möchten ihrer Leidenschaft frönen, ganz erfolgreiche Firmen aus dem In- und Ausland unterbreiten tolle Angebote oder Diplomanden der BWL brauchen dringend Unterstützung und suchen Ghostwriter. Dabei gehen viele Schreiber davon aus, ihre E-Mail wäre die einzige. Das ist nicht immer einfach und manchmal ärgerlich. Oft braucht man dafür Nerven wie breite Nudeln.
Dreist sind diejenigen, die einer ausstehenden Reaktion meinerseits einfach eine nochmalige Aussendung ihrer E-Mail entgegensetzen, völlig abstrus. Früher war das Telefon besetzt und auch der dringendste Anruf musste warten, bis die Leitung eben wieder frei war. Heute kommen zu den täglichen Telefonanfragen noch vierzig bis fünfzig Anfragen per E-Mail hinzu. Prompte Antwort wird selbstverständlich erwartet. Dabei allen gerecht zu werden, wäre der gelungene Versuch der Quadratur einer Eiskugel. Ehrlich: Vieles geht schneller und einfacher durch dieses Medium. Aber eine E-Mail ist blitzartig abgeschickt. Ein Denkanstoß für unsere schnelllebige Zeit: Der kurze Moment des Nachdenkens vor dem Abschicken und ein Bruchteil der Mühe, die man sich früher mit einem Brief aus Papier machte, sind sicher gut investiert.
Ines Hennig ist Leiterin Presse und PR beim Neckermann Versand in Frankfurt.
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