Online-Anbieter warten auf den Fall des Rabattgesetzes

02.06.2001 - Couponing- und Gutscheinsysteme sollen auch im Internet für Kundenbindung sorgen

Der angekündigte Fall von Rabattgesetz und Zugabeverordnung beflügelt auch die Phantasie des Online-Handels. Programme à la Payback oder das gute alte Rabattmarken- und Couponingheft sind Vorbilder für ähnliche Geschäftsmodelle im World Wide Web.
Seit März gibt es das Coupon-Portal raba.tt, das nach eigenen Angaben bereits 15.000 registrierte Mitglieder zählt. Michael Timmermann, geschäftsführender Gesellschafter der Starnberger raba.tt, legt Wert darauf, dass sein Geschäftsmodell auf einem integralen Ansatz von Online und Print beruht. Anfang Juli wird als Pilotprojekt die Rabattzeitung mit Coupons zum Ausschneiden in einer Auflage von 300.000 Stück der Berliner Zeitung beigelegt. Geplant ist die Ausweitung auf weitere Ballungszentren sowie ein späterer Kioskverkauf.
raba.tt kooperiert mit Online-Shops wie dem Zoohändler zooplus.de. Nach der obligatorischen Registrierung bei raba.tt wird der User über einen Link auf eine Partnerwebsite geführt, der ohne diese Registrierung nicht zugänglich ist.
Bis zum Fall des Rabattgesetzes konzentriert sich raba.tt auf den Business-to-Business-Bereich, dabei wird vor allem mit Mailings geworben. Den Consumer-Sektor will man erst dann anpeilen, wenn das Rabattgesetz definitiv gefallen ist, denn erst dann ergeben sich lukrative Gestaltungsmöglichkeiten.
Im Gegensatz zum Coupon-Anbieter couponweb.de, ein Unternehmen der acardo technologies in Zweibrücken, geht es Timmermann um eine möglichst frühzeitige Positionierung. Couponweb sieht er nicht als Konkurrenten, sondern als potenziellen Kooperationspartner.
couponweb.de wird ohnehin erst nach Abschaffung des Rabattgesetzes starten. Registrierungen auf der Website - verbunden mit einem Gewinnspiel - sind zwar jetzt schon möglich, aber da es attraktive Angebote nach Meinung von Olaf Weber-Schäfer, Marketingleiter couponweb.de, erst nach der Abschaffung des Gesetzes geben kann, macht ein Start vorher noch keinen Sinn. Dass diese einnahmenlose Wartesituation für sein mit Venture Capital finanziertes Unternehmen ein Problem ist, gibt er zu.
Das A und O von couponweb.de wird die spezielle Sicherheitssoftware sein, die Missbrauch, wie er in den Internet-Coupon-freudigen USA an der Tagesordnung ist, verhindern soll. Die Coupons werden dabei an das Kassensystem des angeschlossenen Händlers angebunden und bei Gebrauch entwertet, so dass sie nur einmal benutzt werden können.
raba.tt hat keine spezielle Sicherheitssoftware, Timmermann sieht darin allerdings kein Problem, weil jeder Coupon mit dem Kauf eines Produkts verbunden ist - wer will, kann sich die Coupons gerne kopieren und dann eben zehn Kaffeemaschinen kaufen ...
Bei couponweb.de ist dies nicht zwangsläufig der Fall. Angestrebt wird vor allem die Kooperation mit Markenartiklern, erste Kunden sind die Edeka/Ava-Gruppe mit Marktkauf, Reemtsma, Obi-Baumärkte und McDonald´s. couponweb.de soll über den Newsletter nulltarif.de der Schwesterorganisation d&p media, der eine halbe Million Empfänger erreicht, beworben werden. Außerdem sollen Kooperationen mit Verbraucherportalen dafür sorgen, dass die User auf couponweb.de aufmerksam werden.
Belohnen kann man seine Kunden natürlich auch mit Geschenken - denn die erhalten ja bekanntlich die Freundschaft. Auf dieses Prinzip setzt die vor gut einem Jahr gegründete Wiesbadener Calicado, die sich auf Geschenkgutscheine spezialisiert hat.
Die online angebotenen Produkte können entweder ganz klassisch als Papiergutschein verschenkt werden oder als Code, der per E-Mail weitergeleitet werden kann. Die Beschenkten können aus dem Angebot von rund 80 Firmen fast aller Branchen auswählen - von Fluglinien wie Air Marin über Zeitschriftenabos von Gala oder Geo bis hin zum Pit-Stop-Auto-Service. Die Gutscheine reichen von 25 Mark für ein Essen in einem Fischrestaurant bis zu 2.950 Mark für Aero Fallschirmsport. Geschenkt werden kann entweder ein firmengebundener oder ein Supergutschein, der für alle Angebote gilt. Calicado bietet ihr Angebot direkt über ihre Homepage an oder stellt dem Kunden die technologische Lösung auf dessen eigener Website zur Verfügung.
Die Wiesbadener arbeiten mit Online-Partnern zusammen, die ihrerseits Bonuspunkte-Programme anbieten, wie etwa Webmiles oder Epsos. Durch den Fall des Rabattgesetzes werden sich, so Calicado-Geschäftsführer Matthew Bell, wesentlich mehr Möglichkeiten ergeben, Gutscheine in den Marketing-Mix einzubauen und das Angebot zu optimieren. Mailings könnten verstärkt Gutscheine enthalten - es sei einfacher und billiger, wenn sich der Kunde die Kaffeemaschine selbst abholt, als wenn man sie per Post verschicken muss, so Bell.
Ganz gleich, wie die Konzepte der Gutschein- oder Couponing-Systeme im Detail sind: Wenn im Herbst das Rabattgesetz fällt, dürfte die Branche einen kräftigen Aufschwung erleben. Bei drei Anbietern wird es wohl nicht bleiben. gös

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