16.04.2001 - Analysten: Bonner können ihre Finanzstruktur während der Monopolverlängerung weiter stärken.
Diejenigen, die Wirtschaftsminister Werner Müller unterstellen, er befürworte die Verlängerung des Postgesetzes und somit die Exklusivlizenz der Deutschen Post AG, um mit der Ausgabe der zweiten Aktien-Tranche im Jahr 2003 Geld in die Kassen des Hauptanteilseigners, also des Staates, zu spülen, haben zumindest in einem Punkt Recht: Der Aktie wird besagte Verlängerung gut tun. Zwar ist der Wert derzeit unter den Ausgabepreis gefallen, er wird aber von der Mehrheit der Analysten mit einem "Strong buy" versehen.
Adrian Cattlew, Business Services Analyst bei Dresdner Kleinwort Wasserstein in London, ist überzeugt, der Aktienkurs würde von der Verlängerung des Postgesetzes nicht beeinflusst. Das sehen seine Kollegen in Deutschland anders: Christian Obst, Analyst bei der HypoVereinsbank in München, sagt: "Der Geschäftsbereich Brief- und Paketdienste ist die cash cow des Konzerns, der mit der Verlängerung des Postgesetzes einem geringen Risiko unterliegt. Die Deutsche Post kann sich nun also auf absehbare Zeit eines kontinuierlichen cash-Flusses erfreuen." Die Bonner könnten ihre "sehr solide Finanzstruktur" bis zur Liberalisierung weiter stärken, sich auf den internationalen Wettbewerb vorbereiten und die anderen Geschäftsfelder ausbauen - das alles sei positiv für die Aktie.
Analyst Cord Sürie von der Conrad Hinrich Donner Bank in Hamburg sagt: "Das Investment in die Aktie ist damit geschützt. Die Verlängerung des Postgesetzes ist wie ein Bestandsschutz - das ist positiv für die Deutsche Post und damit auch positiv für die Aktie."
Der Kleinanleger profitiere also von der Verschiebung der Liberalisierung auf das Jahr 2007, für den Wettbewerb sei es allerdings schlecht. Auch Obst räumt ein, dass die Verlängerung des Postgesetzes für die kleinen Wettbewerber, die im Glauben an die angekündigte Liberalisierung im Jahr 2002 investiert haben, "dramatische Auswirkungen" habe. Überdies sei die immer wiederkehrende öffentliche Diskussion um die Monopolstellung der Deutschen Post dem Image des Konzerns nicht unbedingt zuträglich.
Andererseits, so Obst, "wäre es gegenüber der Deutschen Post zum gegenwärtigen Zeitpunkt unfair, den deutschen Markt freizugeben, während die anderen europäischen Märkte geschlossen bleiben". Langfristig würden ohnehin nur drei oder vier große Player in Europa bestehen können, wie etwa die französische, deutsche, britische und niederländische Post. Alle anderen würden mit diesen Großen kooperieren oder in Nischenmärkten agieren. vh/go
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