Logistik-Dienstleistung ohne Lager

15.03.2001 - Meyer Direkt will seine Versandhandels-Services verstärken

Seit nunmehr 40 Jahren gibt es Meyer Direkt in Hamburg. Vormals eine Tochter von AZ Bertelsmann Direct, gehören die Hamburger seit Januar 2000 zur Schaffhausen Communication-Gruppe in Elmshorn. Neue Gruppe, neuer Aufbruch?

Meyer Direkt will jedenfalls seine traditionellen Versandhandels-Aktivitäten stärker vorantreiben. Versteckt hinter einem Klavierhändler im Hamburger Norden ist das Bürogebäude von Meyer Direkt zu finden. "Wir sind ein kleines, feines Unternehmen", kommentiert Prokuristin Sabine Pauli, der diese äußere Bescheidenheit eigentlich ganz recht ist. Pauli ist seit sechs Jahren bei Meyer Direkt und teilt sich mit Ute Maack-Gartz die Geschäftsleitung. Viele klein- und mittelständische Unternehmen könnten sich große Logistik- und Fulfillment-Dienstleister nicht leisten, sagt die 45-Jährige, und genau in diesem Bereich positioniere sich Meyer Direkt.
Der Firmengründer Hermann J. W. Meyer verdiente sein Geld zunächst mit dem Adresshandel. Einer der Kunden: das Versandhaus Quelle. Später kamen der Versand von Mailings und deren Abwicklung hinzu. Ausschlaggebend für den Erfolg waren die Aufträge des Kunden Faber und dessen NKL-Lotterie, ein Etat, der Mitte der achtziger Jahre aufgrund der Fulfillment-Anforderungen dann auch den Kontakt zur AZ Bertelsmann Direct brachte.
2001 sind Adresshandel und Mailing-Versand auch weiterhin ein Teil des Portfolios, doch das Unternehmen hat sich gewandelt. Meyer Direkt setzt heute voll auf den Versandservice, der Claim "Versandhaus auf Zeit" ist der USP des Dienstleisters. "Geboren wurde diese Idee durch Anfragen von Kunden u.a. aus der Schweiz," so Pauli, "die suchten einen Partner in Deutschland, der ihnen das komplette Direktmarketing und DirektverkaufsHandling abnehmen sollte - von der Mediaplanung für Response-starke Titel, Anzeigenschaltung, Response-Abwicklung bis zur Adress-Erfassung. Und dabei wurde eben auch die Frage gestellt, wer denn nun den Versand innerhalb Deutschlands übernehmen würde." Also entstand vor acht Jahren das Programm "Versandhaus auf Zeit". Pauli: "Wir sind heute in der Lage, nicht nur den ganzen vorgeschobenen Bereich des Direktmarketing zu leisten, sondern auch den kompletten Versand zu übernehmen."
Meyer Direkt setzt auf Kooperationen. "Wenn Sie glauben, wir hätten ein großes Lager, weil wir Versandhandel betreiben, muss ich Sie enttäuschen", sagt Pauli. Das Lager haben die Hamburger abgeschafft. Darüber, so die Prokuristin, sei sie sehr froh, schließlich habe man nun nicht mehr mit Risiken wie Engpässen oder Überkapazitäten zu kämpfen. Ein großes Hamburger Logistik-Unternehmen kümmert sich nun um das Warehousing. Telefonische Bestellannahmen wickeln beauftragte Call Center ab.
Echte Rückschläge habe der Dienstleister bislang nicht erlebt, so Pauli. "Wir haben nur ein Problem, wenn unsere Auftraggeber ihre Ware nicht rechtzeitig anliefern. Das ist relativ frustrierend, weil dadurch ein Zeitverzug entsteht. Man stelle sich einmal vor, der Endverbraucher erhält seine Ware erst einige Wochen später." Zu diesem Zeitpunkt sei die Ware längst aus dem Bewusstsein des Bestellers verschwunden. "Der Kunde hat Wochen zuvor zum Hörer gegriffen und gesagt: ja, ich will! Dieser Wunsch hält jedoch nur eine ganz kurze Weile an. Kommt das Paket hingegen viele Wochen später an, wird sich der Kunde zu Recht fragen, was er damit soll. Was immer auch der Grund für die Verzögerung ist: Es ist ein riesiger Filter. Die Retouren-Quote schnellt dann natürlich in die Höhe." Daher strebt Meyer Direkt das Ziel an, die Bestellungen innerhalb von 24 Stunden auf den Weg zu bringen. Wichtige Prämisse im täglichen Umgang mit dem Kunden sei daher Qualität. "Alle sprechen von CRM". sagt Pauli und zeichnet einen Kreis auf dem Tisch nach, "aber CRM ist eigentlich eine geschlossene Kette. Sie fängt beim Konzept an und endet bei den Gruppen, die den Kundenwunsch zu erfüllen haben wie Handel, Bestellung und Verkauf. Wir sind ein wichtiges Glied dieser Kette, die Ware muss professionell zum richtigen Zeitpunkt angeliefert werden, gut verpackt sein und über Response-Möglichkeiten verfügen."
Natürlich spielen auch Internet und E-Commerce in den Versandhandels-Services eine Rolle: "Für uns ist das Internet ein wichtiger zusätzlicher Bestellweg." Künftig will man sich in diesem Bereich stärker engagieren und hat dafür eine eigene Shop-Lösung entwickelt. Diese Lösung kann auf die CI des Kunden abgestimmt werden und auch nur für die Dauer einer Verkaufsaktion angemietet werden. Unter den Kunden finden sich u.a. die Schaerer Company und die HHS-Gruppe, Importeure, die sich auf den Direktverkauf von Büchern spezialisiert haben. Vor allem sucht man aber Kooperationen zu Call-Center-Betreibern, den "Bestellannehmern Nummer eins", so Pauli, schließlich würden diese Betreiber immer wieder mit Bitten um Übernahme der Logistik seitens ihrer Auftraggeber konfrontiert.
Der Versand ist nicht alles. Für Hagebau beispielsweise betreut Meyer Direkt seit 1997 das Direktmarketing, u.a.entwickelte man dort eine Lösung zur Neukundengewinnung: An über 800 Standorten des Baustoffhandels wurde ein Buchkatalog rund um das Thema Baustoffe ausgelegt - die Besteller konnten per Telefon, Fax und E-Mail ordern. Der Baustoffhändler wiederum, der neue Kunden gewinnen wollte, erhielt die seinem Einzugsbereich zugeordneten Adressen und eine Auflistung der bestellten Bücher - und musste nur noch seine Angebote entsprechend ausrichten, etwa per Außendienst oder Mailing. Der Shop ist auch im Internet vertreten.
Übrigens: Zumindest mit der räumlichen Bescheidenheit ist es bald vorbei - das Unternehmen wird im Sommer umziehen. mac

Gesellschafter: Lutz Schaffhausen (100 Prozent)
Geschäftsführer: Ute Maack-Gartz
Erwarteter Umsatz 2001: 15 Millionen Mark
Mitarbeiterzahl: 20
Kunden (Auswahl): Lohndirekt.de, Pro Natura, Hagebau, Dresdner Bank, Verlag del Prado, Schaerer Company, HHS-Gruppe, Velux, MPC Münchmeyer Petersen Capital, Hanseatische I-Bank, Profi Call Bremen

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