Geschäftsjahr 2011/12

Otto kämpft mit dem Wettbewerb

02.03.2012 - Der Umsatz von Otto ist vorläufigen Zahlen zufolge im vergangenen Geschäftsjahr stagniert. Mit 2,1 Milliarden Euro setzte die Kerngesellschaft der Otto Group im vergangenen Jahr genau so viel um wie im vorherigen. Der Umsatz der Muttergesellschaft ist offenbar sogar gesunken. Das Unternehmen spricht von einem "scharfen und zum Teil ruinösen Preiskampf, insbesondere im Textil- und Technikbereich". Im kommenden Jahr könnte sich die Kerngesellschaft Otto deswegen von unrentablen Sortimenten trennen und würde auch einen niedrigeren Umsatz in Kauf nehmen.

Nach außen hin gibt sich der Otto-Vorstand positiv: "Nach dem über 13-prozentigen Umsatzwachstum im Vorjahr sind wir mit dem aktuellen Geschäftsverlauf im Jahr 2011/12 sehr zufrieden", sagte Alexander Birken, Otto-Vorstand Personal, Steuerung und IT. Insbesondere, dass der Anteil des E-Commerce am Gesamtumsatz auf 75 Prozent gestiegen ist, stimmt das Unternehmen zuversichtlich.

Ebenso positiv sehe die Gewinnsituation von Otto aus. So habe die Einzelgesellschaft das Renditeniveau des Vorjahres halten können. "Insgesamt haben wir eine gute Rendite erwirtschaftet, was mit Blick auf die schwierigen Rahmenbedingungen in 2011 besonders erfreulich ist", betont Alexander Birken. Die Muttergesellschaft Otto Group gehe jedoch von einem "gesunkenen Ertragsniveau" aus, heißt es in einer Pressemitteilung.

Das Unternehmen ist damit gegenüber dem gesamten Markt ins Hintertreffen geraten: Laut dem Bundesverband des Deutschen Versandhandels (BVH) wuchs die gesamte Versandhandelsbranche im vergangenen Geschäftsjahr um 12,2 Prozent. Offenbar hat Otto verstärkt mit jungen Wettbewerbern im Multi-Channel- und Distanzhandel zu kämpfen. Der Online-Shop Zalando, als Schuhversender gestartet und mittlerweile zum Modeshop erweitert, hat im vergangenen Jahr sein Marketing und die Neukundengewinnung forciert. Zudem expandiert das Unternehmen immer weiter in Bereiche, in denen die Otto Group ebenfalls tätig ist. So eröffnete Zalando einen Online-Marktplatz und bietet außerdem weitere Dienstleistungen für andere Händler und Hersteller an. Von den Otto-Umsätzen ist Zalando noch entfernt: Der schwedische Investor Kinnevik nannte vor einigen Wochen erste Umsatzzahlen: So habe Zalando im Geschäftsjahr Netto-Verkäufe in Höhe von 159 Millionen Euro verzeichnet, im ersten Halbjahr 2011 sei dieser Betrag auf 200 Millionen Euro gestiegen.

"Der reine Zugewinn von Marktanteilen ist keine nachhaltige Strategie"

Einzelne Branchenvertreter vermuten, dass der "E-Commerce-Shootingstar" Zalando zurzeit durchschnittlich noch mehr in die Gewinnung eines neuen Kunden investiert, als dass er an diesem verdient. "Der reine Zugewinn von Marktanteilen - wie er von einigen Wettbewerbern betrieben wird - ist keine nachhaltige Strategie und deshalb keine Option für Otto", äußert sich Otto-Vorstand Birken implizit zu dieser Praxis.

Die Ziele von Otto für das begonnene Geschäftsjahr 2012/2013 richteten sich Ertragskriterien aus. "Unser Ziel ist es, unsere Rendite deutlich zu steigern. Wenn dies zu Lasten unrentabler Sortimente oder eines sinkenden Umsatzes geht, dann würden wir das in Kauf nehmen wollen", so Birken. Außer im Textilbereich, in dem Zalando tätig ist, kämpft Otto mit dem Wettbewerb im Technikbereich. Hier heißen die Konkurrenten Conrad, Notebooksbilliger, Cyberport und Redcoon. Zudem haben die Handelsketten Media Markt und Saturn vor wenigen Monaten ebenfalls eigene Onlineshops eröffnet.

Service-Investitionen als Teil einer "zukunftsfähigen Marktpolitik"

[f1]Otto will sich mit mehreren Mitteln gegenüber dem Wettbewerb behaupten. Zum einen will das Unternehmen gegenüber neuen Marktteilnehmern offenbar mit seinem Kundendienst punkten: "Neben dem attraktiven Otto-Sortiment bilden Investitionen in beste Serviceangebote die zweite Säule einer zukunftsfähigen Marktpolitik, denn Konsum wird zunehmend zu einem interaktiven Prozess, den vor allem die Kunden steuern", sagte Otto-Vorstandssprecher Dr. Rainer Hillebrand.

Außerdem will das Unternehmen 500 neue Mitarbeiter anstellen, vor allem in der IT und im Bereich E-Commerce. Zusätzliche halte Otto jährlich 250 Stellen für Praktikanten und Diplomanden bereit, um junge Talente frühzeitig zu binden.

Darüber hinaus will Otto in die Weiterentwicklung der Online-Plattform und in Forschung und Entwicklung investieren. Vorstandssprecher Hillebrand erwartet dadurch beispielsweise für das Jahr 2012 die ersten relevanten Umsätze im Mobile Commerce. Um den gesamten E-Commerce zu stärken, hat die Muttergesellschaft Otto Group zuletzt zudem die "Start-up-Fabrik" Project A gegründet, mit ehemaligem Personal des Konkurrenten Rocket Internet, der hinter Zalando steht. (re)

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