Online-Marktplätze: Wenn viel nicht mehr viel hilft

29.09.2011 - Immer mehr Shop-Plattformen versuchen über Online-Marktplätze ihr Wachstum und ihren Umsatz voranzutreiben. Nachdem Amazon und Ebay vor Jahren wohl die ersten waren, die das Konzept des Internetmarktplatzes erfolgreich umsetzten, gibt es mittlerweile auch immer mehr deutsche Marktteilnehmer, die dieses für sich entdecken.

Der Mode- und Schuhanbieter Zalando tüftelt aktuell offenbar an einer eigenen Vertriebsplattform. Laut einer Unternehmenspräsentation, die kürzlich im Web verfügbar war, will Zalando offenbar einen Marktplatz mit speziell ausgewählten Händlern starten. Dabei sollen die Partner zu den offiziellen Verkäufern der Produkte werden und eine eigene Markenseite erhalten.

Zalando würde damit künftig seine Plattform für externe Händler öffnen und bestimmte Services wie die Auftragsbestätigung, den Kundenservice oder den Zahlungsprozess übernehmen. Die Lieferung, der Versand und die Retourenverarbeitung würden von den einzelnen Händlern übernommen werden. Laut Unternehmenspräsentation soll eine erste Testphase des Marktplatzes für November geplant sein. Zalando selbst wollte sich zu den Plänen gegenüber ONEtoONE nicht äußern.

Amazon ist größter Versender 2010/11

Amazon und Ebay waren vor Jahren wohl die ersten Unternehmen, die das Konzept des Internetmarktplatzes erfolgreich umsetzten. Mittlerweile wird das System nun auch von immer mehr deutschen Marktteilnehmern adaptiert oder in veränderter Form umgesetzt. "Bis zu einem gewissen Punkt können Unternehmen mit Hilfe von mehr Marketing einen höheren Umsatz für ihren Webshop generieren. Danach hilft viel aber nicht mehr viel", sagt Peter Wiedekamm, Vorstand des Software-Anbieters und Marktplatzanbinders Novomind. Das Unternehmen verkauft E-Commerce-Software und bindet beispielsweise Hersteller technologisch an Marktplätze. Sei der Wachstumszenit eines Shops erreicht, lohne sich die Öffnung für andere Händler und den Direktverkauf von Herstellern, so Wiedekamm weiter. Damit ließen sich neue Käuferschichten ansprechen, die Reichweite und Bekanntheit steigern und vor allem der Umsatz extern generieren.

Damit äußerst erfolgreich ist offenbar Amazon. Das Unternehmen führt in einem Ranking des "Versandhausberaters" die Liste der 100 Top-Versender 2011 in Deutschland an. Das Unternehmen erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2010/2011 laut Ranking rund 2,8 Milliarden Euro Umsatz, gefolgt von Otto (rund 2,1 Milliarden Euro) und Weltbild (1,150 Milliarden Euro).

Markenkampagne und Verticals bei Ebay

Ebay versucht seit geraumer Zeit sein "vielfältiges Shopping-Universum" mit einer großen Markenkampagne zu pushen. "Die öffentliche Wahrnehmung war bis dato noch sehr stark auf die eines Online-Auktionshauses beschränkt. Das ist aber längst nicht mehr der Fall", sagt Ebay-Sprecherin Maike Fuest über die Gründe der Aktion. So würden sich 62 Prozent des weltweiten Ebay-Handelsvolumens inzwischen über Festpreisverkäufe ergeben. "Unser Anspruch ist es, dass die Käufer immer das bei uns finden, was sie suchen - egal ob per Auktion oder via Festpreisverkauf."

Das Unternehmen kann bisher laut eigenen Angaben fünf Millionen aktive Verkäufer, 180.000 gewerbliche Anbieter sowie 80 Markenshops auf seiner Plattform verzeichnen. Die privaten Verkäufer seien dabei genauso wichtig wie die Händler. Um das Einkaufen bei Ebay attraktiver zu machen, baut das Unternehmen aktuell einzelne Bereiche zu vertikalen Einkaufswelten aus. So wurden erste vertikale Welten für die Kategorien Mode und Elektronik geschaffen. Zur aktuellen Entwicklung des Marktplatzes und über den Erfolg der Markenkampagne wollte sich Ebay bis dato nicht konkret äußern. Man sei jedoch insgesamt mit der Entwicklung zufrieden, sagt Sprecherin Fuest auf Anfrage von ONEtoONE.

Neckermann.de achtet auf "Marken-Fit"

Der Multi-Channel-Anbieter ergänzt mit seinem Vertriebspartnermodell laut Ludger Schöllgen, Chief Pro-curement Officer (CPO) bei Neckermann.de, nicht nur strategisch das Eigensortiment, sondern baut den Online-Marktplatz zu einer weiteren Geschäftssäule aus. Das Unternehmen achtet bei der Auswahl der Partner, so Schöllgen weiter, auf das so genannte "Marken-Fit", d.h. die Vertriebspartner und deren Produkte müssen zu Neckermann.de und den Kunden des Unternehmens passen.

Seit 2009 ist der Marktplatz für Händler aktiv und verzeichnet mittlerweile laut Schöllgen mehr als 150 Vertriebspartner. Mit denen sollen die Neckermann-Kernsortimente Mode, Living und Technik weiter verstärkt werden. "In diesem Jahr konnten wir bereits mehr als 25 neue Partner wie CBR mit den Marken Cecil, Street One und One Touch als Vertriebspartner gewinnen. Beim kontinuierlichen Ausbau der Plattform setzen wir zudem auf langfristige Partnerschaften."

Der Online-Marktplatz von Ne-ckermann finanziert sich über Provisionen, die das Unternehmen mit den Partnern vereinbart. Die Provisionen setzen sich aus den Umsätzen der Händler zusammen, die über den Shop von Neckermann.de übermittelt werden. "Die Zahlungen schwanken natürlich - abhängig von Marke, Volumen und Sortiment. Wir sind da aber sehr auf Marktniveau", sagt Schöllgen.

Bei Quelle ist weniger mehr

Quelle ist seit August dieses Jahres in den Markt der Online-Plätze eingestiegen und hält sich bedeckt, was den Erfolg der bisherigen Launchphase betrifft. Das Unternehmen führt zum Start seine große Marke und reichlich Tradition ins Feld. "Dabei kommt es gar nicht so sehr auf Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen Marktplätzen an, sondern eher darauf, wie wir etwas umsetzen", sagt Unternehmenssprecher Thorsten Wehner. Es gehe schließlich darum, Produkte zu verkaufen. Ankurbeln will Quelle dies durch eine "stetig wachsende Anzahl von geprüften Verkäufern und Produkten in gepflegten Sortimenten". Dass sich das Unternehmen auf Angebote aus den Bereichen "Wohnen" sowie "Elektronik" beschränkt und dabei Mode komplett aus dem Angebot ausschließt, begründet Wehner mit der Historie von Quelle. "Wir haben uns diese genau angesehen und sind zu dem Entschluss gekommen, dass wir mit Elektronik und Wohnen unseren Verkäufern einen deutlichen Mehrwert liefern können." Potenziellen Mitbewerbern wie Media-Saturn, die bereits vor ihrem Shop-Start angekündigt haben, besonders günstige Preise bieten zu wollen, wünscht Quelle viel Glück und Erfolg. "Die Preise werden einzig und allein von Händlern gemacht. Da haben wir gar keinen Einfluss. Aber die Händler auf Quelle.de werden, wenn es nötig wird, ganz bestimmt reagieren", so Sprecher Wehner weiter.

Meinpaket.de will Einsteiger abholen

Seit Herbst 2010 will die Deutsche- Post-Marke DHL über ihren Online-Marktplatz Meinpaket.de kleineren und mittelgroßen Händlern den Einstieg in den Online-Handel ermöglichen. Konkrete Händler- oder Verkaufszahlen nennt auch die Post nicht.

"Mit Branchenriesen wollen wir uns gar nicht vergleichen. Wir bieten eine zusätzliche Plattform an, mit der wir mittelfristig Leute ins Netz holen wollen, die bislang noch gar nicht dort einkaufen, weil sie Sicherheitsbedenken haben", sagt Deutsche-Post-Sprecher Jens-Uwe Hogardt. Sicherheit und Vertrauen soll nach Angaben des Sprechers über die Marke DHL vermittelt werden. Handelspartner auf der Vertriebsplattform kann jeder werden, der neue Zielgruppen erschließen und den Absatz steigern will. Um den Marktplatz noch bekannter zu machen, konzentriert sich DHL eigenen Angaben zufolge zunächst vor allem auf Online-Marketing-Maßnahmen. In Kürze soll zusätzlich ein Affiliate-Programm gestartet werden. (sl)

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