Vorwürfe

Hamburg.de löst Facebook-Vernetzung wegen Datenschutz

22.06.2010 - Etwa zwei Wochen lang konnten die Besucher von Hamburg.de ihren Kontakten im sozialen Netzwerk Facebook durch Klicken auf den "Gefällt mir"-Button zeigen, welche Beiträge des Stadtportals sie besonders interessant finden. Nun haben die Hamburg.de-Betreiber Facebook wieder von ihrer Plattform geworfen. Der Grund: "der Schutz der persönlichen Daten unserer Besucherinnen und Besucher", schreibt Geschäftsführer Georg Konjovic in einem Blog-Eintrag.

Konjovic wirft die Frage in den Raum, wieviele Daten von den Besuchern der Seiten Facebook sammelt, auf denen der "Gefällt mir"-Button eingebunden ist. "Bedingt durch die Art und Weise der Realisierung des Buttons konnten auch Daten von nicht bei Facebook angemeldeten Usern gesammelt werden", warnt der Geschäftsführer. Damit würde eine Art zweites Web-Controlling bei Facebook entstehen: "Jeder Schritt aller User bei Hamburg.de könnte detailliert aufgezeichnet werden." Weil der Button mittlerweile weit verbreitet sei, könnten sogar Daten über das Surfverhalten auf anderen Websites mit dem auf Hamburg.de verknüpft werden.

[f1]Das war Konjovic offenbar zu viel. Da Facebook zurzeit keine klare Aussage darüber abgebe, ob diese Daten gesammelt werden oder nicht, entschieden die Hamburg.de-Betreiber am 17. Juni, den "Gefällt mir"-Button wieder aus ihrem gesamten Web-Angebot zu entfernen - auch wenn Konjovic der Funktion "einen schönen Word-of-Mouth-Effekt" attestiert. "Sobald eine definitive und zufrieden stellende Aussage von Seiten Facebooks zur Datenverarbeitung vorliegt, schalten wir ihn gerne wieder ein", schreibt Konjovic. Die Idee des Buttons sei sehr gut und unterstützenswert - "die Umsetzung des Datenschutzes noch nicht". Mittlerweile steht der Manager im Kontakt mit Facebook und diskutiere Lösungswege, erklärte Konjovic auf Anfrage von ONEtoONE. "Wir möchten den Button sobald wie möglich wieder integrieren, da wir ihn inhaltlich absolut begrüßen."

Facebook selbst gibt an, die Nutzerdaten nach 90 Tagen wieder zu löschen - "Wieso nach drei Monaten und nicht drei Tagen oder Minuten?", fragt Konjovic. "Wieso werden die Daten überhaupt erfasst, wenn keine Verarbeitung stattfindet?" Nach 90 Tagen werden die Daten in anonymisierter und gebündelter Form gespeichert, "um Produkte und Services verbessern zu können", erklärt Facebook. Eine Facebook-Sprecherin hatte gegenüber ONEtoONE vor wenigen Wochen angegeben, dass bei der Nutzung der Social Plug-ins keine Daten weitergegeben werden: "Die Website mit dem ,Gefällt mir`-Button öffnet ein virtuelles Fenster zu Facebook, ohne dass sie etwas übernimmt."

In der vergangenen Woche hatten in den USA zehn Datenschutz-Organisationen in den USA einen offenen Brief an Facebook-Chef Mark Zuckerberg verfasst, in dem sie unter anderem fordern, die Standard-Einstellung der "Instant Personalization"-Funktion von Opt-out auf Opt-in umzustellen. Mit "Instant Personalization" können Website-Betreiber ihr Angebot auf den jeweiligen Besucher auf Basis dessen Facebook-Profils zuschneiden. Die Funktion gehört zu einer Reihe so genannter "Social Plug-ins", die Facebook vor wenigen Wochen gelauncht hat und unter die auch der "Gefällt mir"-Button fällt. Auch die US-Datenschützer werfen Facebook vor, dass die Netzwerk-Betreiber Daten über das Surfverhalten der eingeloggten Nutzer auf anderen Seiten sammeln - egal, ob sie auf die "Social Plug-ins" klicken oder nicht. Wenn Facebook weiter anonymisierte aggregierte Daten speichern wolle, müsse es die Prozedur öffentlich machen und extern evaluieren lassen, so die Datenschützer.

Hamburg.de ist das offizielle Stadtportal der Elbmetropole. Seit 2007 hält Medienkonzern Axel Springer einen Anteil von 51 Prozent an der Betreibergesellschaft. Die Freie und Hansestadt Hamburg ist noch mit 20 Prozent beteiligt. (re)

Ihr Guide im New Marketing Management - ab 6,23 im Monat!

Hat Ihnen diese Beitrag weiter geholfen? Dann holen Sie sich die ONEtoONE-Premium-Mitgliedschaft. Sie unterstützen damit die Arbeit der ONEtoONE-Redaktion. Sie erhalten Zugang zu allen Premium-Leistungen von ONEtoONE, zum Archiv und sechs mal im Jahr schicken wir Ihnen die aktuelle Ausgabe.

Diskussion:
www.hightext.de

HighText Verlag

Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling

Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de

Kooperationspartner des

Folgen Sie uns:



Besuchen Sie auch:

www.press1.de

www.ibusiness.de

www.neuhandeln.de