Freiraum

What Would Apple Do?

23.02.2010 - Ein Freiraum-Beitrag von Dirk Beckmann, geschäftsführender Gesellschafter der 1991 von ihm gegründeten Artundweise GmbH, Agentur für digitale Kommunikation mit Sitz in Bremen.

Vor einiger Zeit hat Jeff Jarvis ein Buch namens "What Would Google Do?" geschrieben. Ein Mann, der per Skype den deutschen Verlegern auf den Münchner Medientagen die Leviten lesen darf und den Untergang des Journalismus, wie wir ihn kennen, postuliert, weil eine bunte Truppe aus Kalifornien eben nicht zu bremsen ist. Auf der anderen Seite stehen die üblichen Verdächtigen der Branche und wettern um die Wette gegen Google. Doch die vergangenen zehn Jahre haben gezeigt, dass man mit dem Google-Weg Branchen zerstören kann und es einen anderen Weg gibt, Wertschöpfung auch in der digitalen Welt zu erhalten. Es ist der Weg Apples. Um es ins richtige Licht zu rücken: Google macht meiner Meinung nach alles richtig. Doch die Frage, die Kunden uns als Agentur immer wieder stellen, ist, was machen WIR in der digitalen Zeit?

Zeit der Träumereien

Das Netz ist dieser Tage zunächst voll von Träumereien rund um das neue Produkt von Apple, und jetzt, nachdem wir das iPad präsentiert bekommen haben, zerreißen sich die Profis das Maul. Es gebe keinen Bedarf, es löse kein Problem, die Technik sei mau, Features fehlten, kurz: Es werde kein Erfolg werden. Sicher ist: (die meisten) Produkte von Apple sind seit zehn Jahren ein Erfolg. Sie tragen dazu bei, dass die Firma mit dem Apfel, die nie etwas anderes wollte als Geld verdienen, heute ebenso viel wert ist wie Google. Apple schafft es im Gegensatz zu Google, eine Marke und ein Technologieunternehmen zu sein. Google ist spröde und rational, eine Firma, die von Wissenschaftlern gegründet und geleitet ist. Apple löst Emotionen aus. Nicht nur der Chef und Gründer, sondern vor allem die Produkte.

Hoher Preis und beste Qualität

Kommen wir zurück zu den Medienhäusern: Was kann ein deutscher Verlag von Apple lernen? Was würde also Apple tun, wenn es darum ginge, eine ehemals stolze Zeitung in der digitalen Welt wieder zu alter Größe zu bringen? Apple würde Produkte entwickeln, die Geld einbringen. Apple würde eher den hohen Preis verlangen und sich selbst zum Ziel setzen, dann auch die beste Qualität zu liefern. Und: Apple würde immer versuchen, vor allem eine Marke zu sein. Während Google in unregulierten Märkten Milliarden verdient, also als Goldgräber der digitalen Welt fungiert, schafft es Apple, in den vorhandenen Geschäftsmodellen und Kundengewohnheiten zu denken und diese zu entwickeln. Google nutzt eine Position, Apple entwickelt einen Markt.

Man kann eine Menge von Google lernen, als Firma, als modernem Unternehmen und als Prinzip. Aber als Verleger sollte man sich fragen, ob es nicht schlauer wäre, das andere, noch nicht geschriebene Buch "What Would Apple Do?" zu lesen, wenn man gewillt ist, weiter Geld zu verdienen. Auch wenn es unpopulär im Internet ist, mit eher geschlossenen Systemen Geld zu verdienen - die totale Freiheit führt vielleicht auch zu totaler Anarchie und vernichtet Wert, der vielleicht nie wieder aufgebaut werden kann.

Neue Kategorie für einen neuen Markt

Apple hat mit dem iPad eine neue Kategorie erfunden, die einen neuen Markt kreiert. Nichts für die Pro-Blogger und Techboys, sondern für eine Gesellschaft, die müde ist, Ordner in Ordner zu schieben, Dateien zu bewegen und bis heute nicht verstanden hat, warum man auf "Start" drücken muss, um den Computer auszuschalten. Ein Gerät, das jemanden teilhaben lässt an der digitalen Revolution, für den das Web nur ein Medium ist, neben anderen, ohne Emotionen. Ich bin mir sicher, das iPad wird ein Erfolg, und wünsche den (deutschen) Verlegern, diese Steilvorlage zu nutzen - damit ich auch morgen Qualitätsjournalismus konsumieren kann.

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