BVH: Versender nehmen Einzelhandel Marktanteile ab

02.02.2010 - Thomas Lipke, Vorsitzender des Ausschusses E-Commerce im Bundesverbands des Deutschen Versandhandels (BVH), zeigte sich am Dienstagmorgen in Hamburg in guter Stimmung anlässlich der erfreulichen Branchen-Zahlen, die er bekannt geben konnte. Trotz der schwierigen Wirtschaftslage konnte der Distanzhandel zum dritten Jahr in Folge Wachstum verzeichnen - vor allem dank des E-Commerce.

Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Versandhandel insgesamt, entgegen den Trend im Einzelhandel, um 1,7 Prozent auf einen Rekordumsatz von 29,1 Milliarden Euro. Kalkuliert man mit dem prognostizierten Umsatzrückgang im Einzelhandel von 2 Prozent, stieg der Anteil des Distanzhandels am Einzelhandel im vergangenen Jahr auf ein neues Hoch von 7,4 Prozent (Vorjahr: 7,2 Prozent). Lipke sieht hier die Tendenz weiter steigend und glaubt, dass der Versandhandel in den nächsten Jahren einen Anteil von bis zu 10 Prozent am Einzelhandel erreichen kann.

Klarer Impulsgeber des Branchenwachstums ist der Online-Handel, so Lipke. Erstmals kauften mehr als die Hälfte der Kunden in Webshops ein. So erzielten die Versender im vergangenen Jahr 53,3 Prozent ihrer Erlöse im Internet. Der Warenumsatz, der über das Web eingefahren wurde, steigerte sich 2009 auf 15,5 Milliarden Euro und damit um rund 16 Prozent zum Vorjahr. Der Anteil der traditionellen Bestellwege (Telefon, Brief, Fax) ging hingegen zurück von 40,5 Prozent 2008 auf 40,9 Prozent 2009.

Auch in der Kundenstruktur zeigt sich eine Fokussierung auf den E-Commerce. Nicht nur die "Digital Natives" (nach 1980 geborene Kunden), sondern auch die über 60-Jährigen kaufen deutlich häufiger online ihre Waren ein (2008: 19 Prozent, 2009: 28 Prozent). "Wir gehen davon aus, dass sich das Internet als Bestellweg künftig über alle Altersgruppen hinweg als der Einkaufskanal etablieren wird und somit weiteres Wachstum in den kommenden Jahren zu erwarten ist", meint der E-Commerce-Vorsitzende.

Der Anstieg des Online-Handels heißt allerdings nicht, dass der Katalog als Informationsmedium ausgedient hat. Zwar geht der Anteil derjenigen, die sich vor einer Bestellung im Web auch im Katalog informieren, von 73 Prozent 2008 auf 67 Prozent 2009 leicht zurück, er bleibt jedoch ein wichtiger Bestandteil des Versandhandels. "Die Kataloge stellen für die Versender zwar einen irren Kostenfaktor dar," sagt Lipke, "dennoch erzeugt das Papier immer noch hohes Vertrauen und Glaubwürdigkeit".

Durch den Online-Handel hat sich die Versandhandelsbranche stark differenziert, ist komplex und vor allem dynamisch geworden. So steigt zwar dank der Onlineshops der Gesamtumsatz, dieser muss jedoch unter einer großen Zahl von Marktteilnehmern geteilt werden. Der Umsatz der traditionellen Multi-Channel-Versender sei 2009 insgesamt um 3,2 Prozent zurück gegangen, erklärt Lipke. Relativ neuere Branchenteilnehmer, wie Versender, die primär im stationären Handel tätig sind, jetzt aber die Potenziale der Online-Shops für sich erkennen, Hersteller-Versender und Internet-Pure-Player verzeichnen hingegen ein teilweise zweistelliges Wachstum, so Lipke. Dennoch bleiben die Multi-Channel-Versender mit einem Warenumsatz von rund 16,1 Milliarden Euro (2008: 16,6 Milliarden Euro) an der Spitze des gesamten Versandumsatzes. Ähnlich sieht es im Online-Handel aus: dort dominieren sie die Umsatzrangliste und konnten die Erlöse 2009 um 12,5 Prozent steigern.

Bei den Kunden bleibt das Segment Bekleidung/Textilien/Schuhe wie in den vergangenen Jahren weiter die beliebteste Versandware. Besonders der Modebereich konnte einen Umsatzzuwachs von 11,7 Prozent zum Vorjahr verzeichnen. An Position zwei liegen Medien, Bild- und Tonträger, für die im Online-Bereich eine Steigerung des Erlöses von 19,1 Prozent erzielt werden konnte. Neben den Warenbestellungen verzeichnen auch "digitale Dienstleistungen" wie Online-Tickets, Reisen, Entertainment-Angebote und ähnliches eine Umsatzsteigerung um rund 16 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro.

Thomas Lipke glaubt, dass das Wachstum des Versandhandels durch die stetige Entwicklung im E-Commerce sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen wird. "Neue Technologien, wie etwa Online-Videos, machen den Online-Handel für Kunden attraktiv und interessant", erklärt Lipke. "Neue Kommunikationsformen, wie etwa die Social-Media-Plattformen Facebook, Twitter und Co, eröffnen den Händlern bislang nie gekannte Formen, Kunden einzubinden und echte Dialoge zu führen." Auch vom Mobile-Commerce erhofft sich der BVH weitere Impulse für den Versandhandel. Lipke äußerte sich im Gespräch mit ONEtoONE allerdings skeptisch, ob tatsächlich das Bestellen von Waren über das mobile Endgerät die Umsätze steigern wird. Vielmehr glaubt er, dass Serviceangebote über das Handy immer stärker in den Fokus kommen und der Kunde damit besser rund um die Uhr betreut werden kann.

Der BVH beruft sich auf Daten der Studie "Distanzhandel in Deutschland", die das Forschungsinstitut TNS Infratest seit vier Jahren für den Verband durchführt. Die Studie konzentriert sich auf die Erfassung der Ausgaben im Versandhandel, die Intensität der Nutzung verschiedener Bestellwege durch den Kunden sowie die Nutzung von Katalog und Internet als Informationsquelle. Die Versandhändler werden dabei in acht Kategorien gegliedert. Erstmals wurde die Befragung auf alle Monate des Jahres ausgedehnt, um eine monatsgenaue Analyse zum Einkaufsverhalten der Deutschen zu ermöglichen. (kb)

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