Blogeintrag

Wahl? Welche Wahl?

21.08.2009 - "ADC-Vorstände kritisieren Wahlwerbung", so war heute bei den Kollegen der [l1]HORIZONT[/l1] zu lesen. Ohne die Kritik bis ins Kleinste nachvollziehen zu können (sie erscheint in Gänze erst in der kommenden Ausgabe), umschreibt die Headline doch ganz treffend ein Dilemma, das sich die Parteien selbst eingebrockt haben.

Natürlich ist es schwierig, auf Plakaten oder in 30-Sekunden-Spots wirklich Inhalte transportieren zu können. Und natürlich ist es auch schwierig, den Schlagabtausch zu suchen, wenn man in der gleichen Regierungsbank sitzt. Trotzdem: An einen harmloseren und positionsfreieren Wahlkampf kann ich mich nicht erinnern. Und das in Zeiten, in denen sich massenhaft Menschen an Online-Petitionen beteiligen (allein die Petition gegen die Internetsperren   hat mehr als 134.000 Zeichner mobilisiert), der Dialog über die neuen Medien immer und eimmer wieder gepriesen wird. Nicht grundlos bescheinigen Experten den Parteien einen nahezu desaströsen, zumindest aber fahrlässigen Einsatz der Online-Kanäle. Spätestens mit der Vorlage des 67-seitigen Wahlprogramms der SPD, von dem viele nur erfahren haben dürften, weil sich der Spitzenkandidat zur Unzeit mit der angepeilten Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit vergalloppiert hatte, sürfte klar sein: Es gibt auch Inhalte. Nur, wo werden sie diskutiert? Sind sie so schwach und vage, dass man sie lieber versteckt? Warten lieber alle auf den finalen Showdown, das TV-Duell der Spitzenkandidaten? Nein, dieser Wahlkrampf enttäuscht wirklich. So viele verpasste Chancen. So viele sinnentleerte Botschaften, die einen an den Straßen dieser Republik von allen Seiten anstarren.

Offen gestanden kann ich es nicht fassen, dass in wenigen Wochen Bundestagswahl ist. Noch viel weniger will in meinen Kopf, dass erst im letzten Jahr vorgelebt wurde, wie interaktiver Dialog über die Online-Kanäle aussehen kann. Zugegeben, wir haben hierzulande keinen George W. Bush, derer sich die Bevölkerung entledigen müsste und die das Wahlvolk entsprechend mobilisiert. Aber stecken wir nicht in der - nach übereinstimmenden Aussagen aller Politiker - tiefsten Wirtschaftskrise seit Bestehen der Bundesrepublik? Sollte diese Krise am Ende auch auf die Kommunikationsfähigkeit der politischen Landschaft abgefärbt haben? Ganz offensichtlich. Wie kann es sonst sein, dass eine einigermaßen substanzlose Vereinigung wie die Piraten das Web aufmischt? Wie kommen 18 Prozent der Deutschen   zu der Aussage, dass sie die - natürlich nicht existierende - Partei von Horst Schlämmer (Sie wissen schon, die YouTube-Ikone von VW   ) jeder anderen vorziehen würden. Es gibt die Redewendung: Jedes Volk bekommt die Politiker, die es verdient. Zeitgemäßer finde ich da die Formulierung: Jede Demokratie bekommt die Wahlbeteiligung, die sie sich verdient. Da bleibt nur die Hoffnung, dass es doch noch richtig losgeht.

Übrigens: Wer den Aktivitätsgrad der Politiker und Parteien im Web nachvollziehen möchte, dem sei wahl.de   wärmstens empfohlen. (Christoph Salzig)

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