Rundruf ONEtoONE 09/09

Hat es sich die Lebensmittelwerbung mit den Verbrauchern verdorben?

31.08.2009 - Die Verbraucherzentrale Hamburg hat kürzlich eine Liste von Lebensmitteln mit billigen Ersatzstoffen veröffentlicht. Auch bekannte Marken haben demnach Konsumenten durch die Verwendung von Analog-Käse, Krebsfleisch-Imitat oder künstlichen Aromen statt Naturprodukten getäuscht - und das durchaus auch bei höherpreisigen Artikeln. ONEtoONE wollte von Lesern wissen, ob die Lebensmittelwerbung überhaupt noch als glaubwürdig wahrgenommen werden kann.

Torge Steffens
Geschäftsführender Gesellschafter der Design-Agentur Visid in Hamburg
Lebensmittelwerbung für anspruchsvolle Zielgruppen wird in Zukunft ohne Beglaubigung nicht mehr ernst genommen. Die Herkunft von Produkten und Zutaten wird immer wichtiger. Authentische Marken mit echten Produkten haben deshalb gute Chancen, sich im Markt zu behaupten - ob Bio oder nicht. Ob sie dazu mit mobil abrufbaren Gütesiegeln oder Zusatzinformationen online arbeiten müssen, wird sich zeigen. Aber ich glaube, das Vertrauen der Verbraucher ensteht zunehmend durch Überprüfung der Kommunikation und Empfehlungen im Netz.

Michael Schipper
Geschäftsführer der Agentur Proximity in Hamburg
Klar, das ist peinlich für die Lebensmittelwerbung. Da es aber vermutlich schmeckt, wird es dem Absatz wohl kaum schaden.

Dirk Siebenhaar
Creative Group Head der Agentur Grabatz & Partner in Hamburg
Wer schlau ist, wirbt genau mit dem, was er hat. Verbraucher sind heutzutage viel zu mündig, und das Misstrauen der Werbung gegenüber ist zu groß, als dass man Kunden mit falschen Versprechungen langfristig an sich binden kann. Insofern hat Werbung zum Glück lange nicht mehr die Macht, die viele sich wünschen.

Ernst Benner
Geschäftsführer der Agentur Benner & Partner in Hamburg/München
Ja, fürs Erste bestimmt. Solche Vorfälle sind der Tod für die Erfolgsaussichten jeglicher Werbung. Allerdings kann ein gewieftes Marketing dies auch als Chance begreifen, um nun einmal statt platter Werbesprüche wirklich in den Dialog mit den Verbrauchern zu gehen. Wenn ich mir allerdings die - bis auf wenige Ausnahmen - rudimentären Dialogmarketingversuche der Lebensmittelbranche ansehe, habe ich da nicht allzu große Hoffnungen.

Bent Rosinski
Geschäftsführer der Agentur Lukas Lindemann Rosinski in Hamburg
Ein Lebensmittel mit billigen Ersatzstoffen ist keine Marke, sondern einfach nur ein minderwertiges Produkt. Denn zu einer Marke gehört das Vertrauen in die Qualität. In Zeiten des vernetzten, aufgeklärten Verbrauchers ist so ein Vorgehen ein grandioses Eigentor. Schlechte Qualität oder Falschaussagen kann sich mittelfristig kein Unternehmen leisten.

Harald Kratel
Geschäftsführer der Online-Partnervermittlung Parship in Hamburg
Wir Verbraucher sind von vielen ähnlichen Meldungen in den letzten Jahren schon dermaßen abgestumpft, dass auch dieser Skandal in Vergessenheit geraten wird. Ich habe mich schon lange damit abgefunden, dass in meinem geliebten Erdbeerjoghurt gar keine Erdbeeren, sondern Süssholz verarbeitet ist.

Benjamin Thym
Geschäftsführer des Handy-Produktinformationsdienstes Barcoo in Hamburg
Ja, die Lebensmittelwerbung wie die Lebensmittelindustrie haben jetzt mit Sicherheit ein Glaubwürdigkeitsproblem. Deshalb muss die Lebensmittelwerbung unbedingt offener und transparenter im Dialog mit den Verbrauchern werden, um verlorenes Vertrauen wieder zurückzugewinnen.

Matthias Bonjer
Geschäftsführer der PR-Agentur Zucker Kommunikation in Berlin
In der Tat ist das ein Problem für die Lebenmittelhersteller. Im Besonderen für die Markenhersteller. Der Verbraucher hat heute mehr Macht. Und er wird diese einsetzen, indem er seiner Enttäuschung in Foren, Social Communities und Blogs Luft macht. Das wird die Industrie mittelfristig viel Reputation kosten und den teuren Markenaufbau in Teilen vernichten.

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