29.06.2009 - GWA-Präsident Peter John Mahrenholz bemängelte jüngst beim Hamburger Mediendialog Lücken im Urheberrecht, was den Schutz kreativer Leistungen anlangt: "Auch Ideen sind Kapital", so Mahrenholz. ONEtoONE fragte bei den Lesern nach: Hat ein gesetzlicher Schutz für kreative Ideen Sinn?
Michael HorlacherGeschäftsführer der Agentur Agency Team in Stuttgart
Ein Schutz kreativer Leistungen wäre nur organisatorisch wie bei Patenten mit einer Behörde zu stemmen. Das bedeutet, jede kreative Idee müsste angemeldet und geprüft werden, und dann kann sie eventuell nach Monaten realisiert werden. Allein diese Vorstellung würde uns Kreativen und Agenturen unseren wesentlichen Benefit nehmen: Schnelligkeit. Wie das Ganze dann auch noch international funktionieren soll, mag ich mir gar nicht ausdenken.
Burkhart von SchevenCCO bei Saatchi & Saatchi in Frankfurt am Main
Ideen braucht man nicht zu schützen. Ideen lassen sich juristisch ja ohnehin kaum fassen. Umsetzungen dagegen lassen sich schützen. Auch das stärkste Konzept bewegt nicht, solange es nicht umgesetzt ist. Quentin Tarantino würde heute noch immer Videos verleihen, hätte er "Pulp Fiction" nicht wirklich in die Kinos gebracht. Für Umsetzungen haben wir allerdings schon ganz gute Schutzsysteme: Das moralische Recht - "das gab es doch schon bei XY" funktioniert langfristig betrachtet zumindest in Europa ganz gut. Copyrights greifen auch formalju-ristisch bei Bild und Ton. Allerdings sollten wir diskutieren, wer denn von den Copyrights, dem Urheberrecht, profitiert: der eigentliche Ideengeber oder derjenige, der eine Idee nachher umsetzt?
Klaus AhrensGeschäftsführer der Agentur Pilot in Hamburg
Ein überraschender Vorstoß, denn zunächst benötigen wir mehr schützenswerte Ideen! Gerade im Zuge der Digitalisierung zeigen sich die Schwächen traditioneller Werbedenke. Zielgruppen werden immer treffgenauer adressierbar, daher benötigen wir auch passende Werbeideen und keine Durchschnittskreation. Da gerade hier virale Effekte gewünscht sind, ist ein Kopierschutz nicht gerade zielführend.
Nils GallunGeschäftsführer der Agentur Grimm Gallun Holtappels in Hamburg
Einen effektiven Schutz vor Ideenklau wird es nie geben. Das sollte auch nicht das Bestreben sein. Es ist doch ein schönes Lob, wenn einem anderen meine Ideen gefallen und er sie auch noch bei seinem Kunden verkauft bekommt. So etwas spornt mich an, immer schneller und besser zu sein. Sonst ruhen wir uns bald alle auf einem Haufen alter Ideen aus.
Oliver VietsExecutive Creative Director bei Elephant Seven in Hamburg
Kreativität und die daraus resultierenden Ideen sind wertvoll. Das muss geschützt und gewürdigt werden. Aber bitte ohne Holzhammer! Eine wirklich gute Idee verteilt sich sofort weltweit. Da weiß auch jeder Endkunde, bei wem die Idee zuerst aufgetaucht ist. Da kann man das Original von der Raubkopie unterscheiden. Und welche Marke möchte schon ihre original Markenprodukte mit einer Fälschung verkaufen?
Christian WilferLeiter Beratung/Konzeption bei der DSG (Dialog Solutions GmbH) in Hamburg
Der Schutz der Ideen von Kreativen und Künstlern ist wichtig, das aktuelle Rechtssystem allerdings sollte an das digitale Zeitalter angepasst werden. Vor allem wenn Private kreative Inhalte aufnehmen, verändern und neu interpretieren, sollte man Schutzrechte differenzieren. Online findet man großartige Kreationen, die nach aktuellem Urheberrecht eigentlich nicht möglich wären. Im professionellen Bereich sollten diese Schutzrechte jedoch gewahrt bleiben.
Harald KratelGeschäftsführer der Online-Partneragentur Parship in Hamburg
Gerade heute, wo es so einfach ist, Ideen in Lichtgeschwindigkeit um den Globus zu zwitschern, müssen wir uns ganz schnell überlegen, wie wir das
geistige Eigentum Idee absichern. Wozu soll man sich hinsetzen und Ideen ausbrüten, wenn man daraus kein Kapital mehr schlagen kann?
Friedhelm LammothInhaber Lammoth Mailkonzept in St. Gallen/Schweiz
In der Krise hat Regulieren Hochkonjunktur. Insofern wundert es mich nicht, dass jetzt auch die Compañeros nach Richtern und anderen staatlichen Bedenkenträgern rufen, um sich ihre Ideen schützen zu lassen. Natürlich muss es einen Schutz geistigen Eigentums geben! Schließlich lebt jede wissensbasierte und kulturell definierte Gesellschaft zum beträchtlichen Teil von Innovationskraft und Kreativität ihrer Mitglieder. Aber die Diskussion sollte auf dem Level "Wertschätzung geistiger Leistungen" geführt werden und nicht in Bezug auf tumbe Werbesprüche im Stil von "Come in and find out".
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