28.06.2005 - Die Deutsche Post (DPAG) unternimmt offenbar einen zweiten Anlauf beim Projekt Dialogmarketing-Systemgeschäft. Der Konzern arbeitet derzeit mit Hochdruck am Aufbau branchenspezifischer Lösungen und hat dafür die Big-Spender unter den DM-Anwendern ins Visier genommen.
Mit Hilfe einer bereichsübergreifenden Beratungs-Unit sollen Dialogprodukte und Services des Unternehmens alsPackage-Lösungen gezielter vermarktet werden. Die Idee: branchenspezifische Lösungen aus einer Hand anzubieten. Wie Deutsche-Post-Sprecher Klasen bestätigte, befindet sich das Unternehmen in der Recruiting-Phase.Inkognito sucht die DPAG derzeit nach erfahrenden Kundenberatern und CRM-Experten für Dialog-affine Branchen wie die Automobilindustrie, Finanzdienstleistungen, Pharmaindustrie, Konsumgüter und den Handel, um ihnen spezifische Dialogbausteine aus allen Leistungsbereichen der DPAG anzubieten. Gesucht werden Kandidaten mit mehrjähriger Erfahrung im Direktmarketing für bestimmte Branchen, die Direct-Mailing-Strategien für "führende Unternehmen" entwickeln und begleiten sollen.
Neuer Mitbewerber für Agenturen
Hintergrund dürfte nicht zuletzt die komplexe Konzernstruktur sein, in deren Geflecht die einzelnen Geschäftsbereiche mitunter mehr schlecht als recht kooperieren oder gar konkurrieren - was die künftigen Mitbewerber,Dialogmarketing-Agenturen, durchaus beruhigt. Schließlich verfügt der Konzern, der sich neuerdings mehrheitlich in Privatbesitz befindet, bekanntlich über erhebliche finanzielle Ressourcen. "Wirrechnen mit der Behäbigkeit des Apparats", sagt Rudolph Jahns, Vorsitzender des Council Agenturen im DDV. "Agenturen sind schnelle, bewegliche Einheiten, mit denen ein Konzern wie die Deutsche Post nur schwer mithalten kann." Man müsse abwarten, wie energisch die DPAG tatsächlich in dieses für sie neue Geschäftsfeld vorstoßen möchte, um den Marktanteil in der Zustellung zu sichern. Dabei ist die Idee nicht neu. Bereits Ende der 90er-Jahre startete der Bonner Konzern ein ähnliches Projekt für die Modebranche. In Kooperation mit der Agentur Abresch:Direct in Montabaur wurde über die damals bestehenden 15 Direktmarketing-Center das Produkt Fashion Mail für die Textilbranche vertrieben.
Pilotprojekt Modebranche
Modehändler konnten in einem 45-Seiten starken Katalog aus vorge-fertigten Mailing-Texten und Medien wählen, von der Klappkarte über den Werbebrief bis hin zur Kundenzeitschrift - ein attraktives Angebot vor allem für mittelständische Unternehmen, die auch bei geringeren Auflagen in den Genuss der Konditionen und Preise großer Aufträge kommen wollen. Fashion Mail generiertedamals Auftragsvolumina zwischen einer und vier Millionen Euro. "Die Zentrifugalkräfte eines solchen Vorhabens zu kontrollieren verschlingt ganz erhebliche Ressourcen, Budget und Personal" so Jahns. Offenbar im Bewusstsein des Risikos plant die Post, die neue Unit organisatorisch unter dem Dach des Siegfried-Vögele-Instiuts anzusiedeln.
Vor sechs Jahren war jedenfalls die Branche für Werbung von der Stange noch nicht zu haben. Bereits Ende des Jahres 1999, nach nur rund einem Jahr, fiel Fashion Mail einer Umstrukturierung des Unternehmens zum Opfer: Der neue Vorstand Dr. Hans-Dieter Petram ordnete den Bereich Briefkommunikation neu und trennte sich in diesem Zusammenhang vom verantwortlichen Vertriebsdirektor Lothar Bluhm, der unter anderem den Vertrieb und die Direktmarketing Center initiiert hatte. An mangelndem Erfolg habe es nicht gelegen, teilte die DPAG damals mit, Bluhm hätte seine Planzahlen stets erfüllt. Die Agentur für Direktmarketing Abresch:Direct in Montabaur wurde zum Jahreswechsel 2000 aufgelöst bzw. in die Abresch Werbeagentur in Montabaur integriert.
Projektleitung entscheidet
"Der Risikofaktor gleicht vielleicht dem, der von Inhouse-Agenturen ausgeht", schätzt Jahns. "Das kann punktuell funktionieren, es kommt darauf an, wer das Projekt jeweils führt und steuert. Man wird am Ende sehen, wer wem die Wunden schlägt." asc
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