29.03.2005 - Interview mit dem China-Pionier und Webeffekt-Chef Robert Biermann
Die Suchmaschinen-Marketing-Agentur Webeffekt aus Dinslaken ist seit März mit einem Vertriebsbüro in Peking vertreten. Dort bietet ein vierköpfiges Team um den ehemaligen Roland-Berger-Berater Volker Friedrich deutschen Unternehmen die Dienstleistungen Suchmaschinen-Optimierung und Suchmaschinen-Marketing an. Das China-Geschäft wird begleitet von einer Studie der Uni Düsseldorf. Zudem ist eine Partnerschaft mit dem chinesischen Suchportal Sohu geplant. ONEtoONE sprach mit Webeffekt-Chef Robert Biermann über die Risiken und Besonderheiten des chinesischen Suchmaschinen-Marktes. brö
Sie haben vor kurzem ein Büro in China eröffnet. Warum gerade China?Wir sind auf internationales Suchmaschinen-Marketing spezialisiert und haben in den letzten zwei Jahren festgestellt, dass unsere Kunden zunehmend China im Blick haben. Daher unser Angebot, die Kunden nicht nur auf Englisch, Französisch und Niederländisch zu betreuen, sondern auch auf Chinesisch. Das machen wir schon seit einiger Zeit. Nun ist China aber in vielerlei Hinsicht weit weg. Das heißt: Die Ansprechpartner vor Ort sind allein aufgrund der Zeitverschiebung notwendig. Wir wollen zu den entsprechenden Zeiten erreichbar sein und auf Chinesisch Fragen beantworten können.
In anderen Branchen passiert es oft, dass die Chinesen erst mit Europäern kooperieren, um dann die Produkte dreist zu kopieren. Ist das beim Suchmaschinen-Marketing auch zu befürchten? Ich kann mir vorstellen, dass Stück für Stück Know-how an Partner oder ehemalige Mitarbeiter abwandert. Wir versuchen das zu verhindern, indem wir unsere Marke nach vorne stellen und mehr bieten als andere. So dienen wir zum Beispiel chinesischen Unternehmen als Ansprechpartner für westliche Sprachen. Das kann nicht jeder Chinese. Außerdem: Die Wettbewerbssituation in Deutschland ist auch nicht immer einfach gewesen. Von daher sehen wir uns gut gerüstet.
Sie halten es also wie Ex-Siemens-Chef von Pierer, der sagte: "Das Risiko, in China nicht dabei zu sein, ist größer als das Risiko, dabei zu sein." So könnte man das sehen. Wenn man fragt, in welchen Sprachen Suchmaschinen-Marketing durchgeführt werden soll, dann gibt es drei Antworten, die fast immer kommen: Deutsch, Englisch und Chinesisch. Da müssen wir einfach mitmachen! Und dann sind wir lieber die Speerspitze, als hinterherzurennen.
Haben Sie sich von der allgemeinen Euphorie anstecken lassen, die Otto Graf Lambsdorf treffend als "ChinaBesoffenheit" bezeichnet?Wir haben das Thema aufgegriffen, weil es von unseren Kunden angefragt wurde. Und wir möchten uns dem als kompetenter Partner stellen.
Ich stelle mir die Suchtreffervermarktung recht schwierig vor, nicht nur wegen der Sprache, sondern auch wegen der Unterschiede in Kultur, Mentalität und Kaufverhalten. Sie haben Recht. Ein Beispiel: Wenn ein chinesischer Ingenieur oder Einkäufer nach bestimmten chemischen Produkten recherchiert, dann hat er das Problem, dass die chinesischen Anbieter nicht eindeutig den westlichen Namen verwenden. In solchen Fällen tippen die chinesischen Nutzer chemische Formeln ein. Das zeigt, wie schwierig es ist, zu erahnen, wie Chinesen suchen. Wir überwinden diese Schwierigkeiten, indem wir solche Fragen mit unseren Deutsch sprechenden chinesischen Mitarbeitern klären.
Inwiefern sind staatliche Reglementierungen wie Zensur ein Problem? Im kaufmännischen Umfeld scheint das keine Rolle zu spielen. Verboten sind unter anderem Glücksspiel und Pornografie. In diesen Bereichen sind wir aber nicht aktiv. Wir betreuen in der Regel Industrieunternehmen, und da bemerken wir überhaupt keine Hemmnisse - obwohl es die offenbar gibt. Wir haben das selbst noch nicht erlebt, aber manche Unternehmen berichten, dass Domains oder IPs gesperrt wurden.
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