02.02.2005 - Interview mit Michael Koch, Executive Creative Director von OgilvyOne in Frankfurt
Wie müssen sich Agenturen angesichts der Marktlage ausrichten? Welche Trümpfe halten sie in der Hand? Welche Chance bietet dabei die kreative Leistung im Dialog? Darüber hat ONEtoONE mit Michael Koch, dem Chefkreativen bei OgilvyOne in Frankfurt, ddp-Jury- und ADC-Mitglied, gesprochen. ks
Der Marktdruck provoziert in der Agenturszene auch Preis-Dumping und Standardlösungen. Was machen die Agenturen falsch? Agenturen müssen, gerade wegen der Marktlage, darauf vorbereitet sein, "schnelle" und trotzdem gute Jobs auszuführen. Es gibt Aufgaben, die man relativ standardmäßig abwickeln kann und muss - Aufgaben, die entsprechend weniger kosten. Im Gegenzug kann der Auftraggeber jedoch keine extrem ausgefeilte, kreative Leistung erwarten.
Das klingt nach einem Aufruf zu mehr Flexibilität.
Die ist unbedingt gefragt. Eine Agentur, die nur das eine oder das andere kann, wird es schwer haben. Wir müssen die Anforderungen genau prüfen, sehr genau mit den Kunden sprechen und die Aufgaben entsprechend kanalisieren.
Jean-Remy von Matt hat gesagt, die Ausrichtung auf Neue Medien und Zielgruppen verdrängt die Qualitätsdiskussion: Es werde für eine kreativ ambitionierte Agentur schwieriger, außergewöhnliche Kampagnen zu realisieren. Kreativität, bis vor drei Jahren vom Markt aufgesogen, stagniere. Sehen Sie das auch so? Teilweise. Einige Unternehmen sind dazu gezwungen, bestimmte Maßnahmen kostengünstig umzusetzen. Das führt dazu, dass man keine exorbitante Kreation mehr liefern kann. Insofern hat von Matt Recht. Ich glaube jedoch, dass man für kleine zielgruppenorientierte Aufgaben mit kleinen Budgets Mailings machen kann, die voller Ideen stecken. Daran sind die Dialog-Agenturen gewöhnt, weil sie auf einem anderen Klavier spielen als die Klassik.
Welches sind die Trends und Entwicklungen bei den Dialog-Agenturen im Jahr 2005? Den Preisdruck können wir nicht wegdiskutieren. Wir müssen lernen, besser damit umzugehen. Und wir müssen mutiger werden, Maßnahmen ausprobieren und optimieren. Ausgefeilte Tests werden immer seltener durchgeführt. Oft fehlt es an Zeit und Mitteln, den Erfolg kreativer Arbeiten zu beweisen. In den letzten drei bis vier Jahren hat dem Markt dazu auch der Mut gefehlt, weil die Kunden sehr schnell sehr viel für wenig Geld haben wollen. Erfolg lässt sich nicht so einfach gewährleisten, und Marketingverantwortliche in Unternehmen müssen ihre Entscheidungen gegenüber anderen rechtfertigen. Daher wünsche ich mir, dass der Markt nicht an der erstbesten oder billigsten Lösung festhält, sondern dass mehr ungewöhnliche Werbung entsteht - besonders im Dialog. Ich habe weniger Probleme mit kleinen Budgets als mit Entscheidern, die keinen Mut haben zu entscheiden.
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