27.01.2005 - Interview mit Prof. Ralf Schengber, Professor des Instituts für Mobile Marketing in Münster
Die Akzeptanz mobiler Werbung ist hier zu Lande äußerst gering, fand das Institut für Mobile Marketing in einer aktuellen Studie heraus. Ist die Zukunftsbranche Mobile Marketing damit von Anfang an zum Scheitern verurteilt? ONEtoONE hat beim Institutsleiter Prof. Dr. Ralf Schengber nachgefragt. brö
Warum ist mobile Werbung so unbeliebt, und wie lässt sich das ändern? Das liegt daran, dass die Unternehmen die spezifischen Nutzenkomponenten von Mobile Marketing nicht herausarbeiten. Wenn Sie über das Handy angesprochen werden, dann wollen Sie auch einen ganz klar greifbaren Nutzen haben. Ist dies nicht der Fall, empfindet der Kunde das Eindringen in die Privatsphäre als lästig. Bei vielen Kampagnen ist noch nicht durchgedrungen, dass man nicht technologiedominiert, sondern kundenorientiert vorgehen muss. Man muss sich immer die Frage stellen, ob die Nutzer auch in der Lage sind, die verschiedenen technischen Möglichkeiten wahrzunehmen. Nicht das technisch Machbare sollte realisiert werden, sondern das marktmäßig Gewünschte. Ferner dürfen Sie nicht einfach Kommunikationsmaßnahmen von anderen Medien auf das Handy übertragen, sondern müssen sie vorher entsprechend fürs Handy optimieren.
Was für ein Potenzial hat Mobile Marketing? Mobile Marketing hat ein sehr großes Potenzial - weit über mobile Werbung hinaus. Die Beschränkung auf kurzfristige Marketingmaßnahmen greift hier viel zu kurz. Auch bei strategischen Marketingfragen kann Mobile Marketing sehr sinnvoll eingesetzt werden. Wenn es beispielsweise um die Erschließung von Märkten und potenziellen Zielgruppen geht oder um die Markenführung, dann ist unter anderem der direkte Zugang zur Zielgruppe wichtig. Diesen können Sie hervorragend nutzen, um eine Identifikation mit den Produkten herzustellen. Viele Unternehmen erkennen inzwischen, dass Mobile Marketing für fast alle Branchen interessant ist und sie keine technologieaffinen Nutzer brauchen. Selbstverständlich sollte man nicht nur auf Mobile Marketing setzen. Es geht vielmehr um eine Integration in das Marketing und den Mix. Und da sehe ich sehr, sehr große Chancen.
Wie weit ist Mobile Marketing in Deutschland? Wir sind noch ganz am Anfang. Man kann das durchaus vergleichen mit den frühen Entwicklungen des Internets vor zehn Jahren. Damals wurden die Unternehmen nervös und sagten: Wir müssen auch dabei sein! Ähnliche Zeichen gibt es jetzt auch beim Mobile Marketing. Dabei ist es sehr wichtig, das Spam-Problem im Keim zu ersticken. Mobile Marketing ist prinzipiell hervorragend, aber wenn Sie jeden Tag 20 Werbe-SMS bekommen, dann finden Sie das nicht mehr so toll. Ich gehe jedoch davon aus, dass die Unternehmen eine Lösung dafür entwickeln.
Insgesamt kann Mobile Marketing nur über das Opt-in-Verfahren richtig funktionieren. In unserer Umfrage hielten viele Nutzer eine Kombination aus Push und Pull für adäquat und gut. Außerdem sollten sich die Unternehmen in die Sicht des Kunden hineinversetzen und der Versuchung widerstehen, zu viele Nachrichten zu schicken. Ferner sollte jeder Werbungtreibende bedenken, dass er nicht das einzige Unternehmen ist, das Nachrichten schickt. Er muss also aufpassen, dass es nicht zu einem Information-Overload kommt.
Wie lange dauert es noch, bis das Mobile Marketing zu einem bedeutenden Werbemedium wird? Sie sehen ja, dass jetzt schon sehr viel passiert. Den Protagonisten ist ganz klar, dass UMTS hier eine Menge neuer Möglichkeiten bringt. Sie können dann beispielsweise Video-Streamings sehr viel besser zur Markenbildung nutzen. Selbstverständlich erst dann, wenn die nötige Penetration mit UMTS-Geräten im Markt gegeben ist und die neuen Nutzungsmöglichkeiten von UMTS auch im täglichen Leben Anwendung finden. Ich gehe davon aus, dass das in ungefähr zwei Jahren der Fall sein wird. Dann wird sich Mobile Marketing endgültig durchsetzen.
Welchen Anteil am Gesamtwerbevolumen könnte Mobile Marketing erreichen? Mobile Marketing wird einen erquicklichen Anteil am gesamten Werbeaufkommen haben. Im Bereich des Direktmarketings gehe ich von fünf bis zehn Prozent aus.
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