DIMA: Steht der Branchentreff vor dem zweiten Relaunch?

18.10.2004 - Die "neue" DIMA bekam viele Komplimente, aber wenig Besuch

Am 29. September ging die diesjährige relaunchte DIMA zu Ende. 225 Unternehmen präsentierten sich rund 5.000 Besuchern - eine Größenordnung, bei der die kritische Untergrenze durchaus erkennbar war. Für viele Aussteller lief die Messe gar nicht schlecht. Etwas wehmütig schielte man dennoch auf die omd.

Die Stimmung sollte eigentlich besser sein: Rund 31 Milliarden Euro pumpten deutsche Unternehmen im Jahr 2003 in den Kundendialog, und was die eigenen Geschäftsaussichten angeht, ist die Mehrheit der DM-Dienstleister optimistisch. Doch auf dem eigenen Branchen-Event ging mit vielen schon im Vorfeld die schlechte Laune durch. Zu Unrecht, wie etwa Helen Deacon von Arnold, Demmerer & Partner bemerkt. "Am Montagmorgen herrschte fast einhellig die Meinung: Das wird nichts - ich kann das nicht verstehen. Man muss sich erst anschauen, was gut war und was nicht."

Tatsache ist: Nicht wenige der insgesamt 225 Aussteller bewerten ihren Auftritt in Düsseldorf als Erfolg. "Für uns lief die Messe super!", sagt etwa Christoph Deutsch, Vorstand des Druckdienstleisters SDZ. "Insgesamt waren weniger Besucher da als im Vorjahr, das hat aber an unserem Stand keine Rolle gespielt." Deutsch will "150 Top-Leads" generiert haben, "interessierte und qualifizierte Leute mit konkreten Projekten". Und Hans-Peter Petto, Geschäftsführer der GHP-Tochter LS Dialogmarketing, resümiert: "Die diesjährige DIMA hatte zwar weniger Besucher, aber dafür waren die Kontakte auf einem qualitativ deutlich höheren Niveau." Eine Einschätzung, die indes nicht alle teilen: "Der Anteil der Besucher, die mit eigenen Serviceangeboten auf der Suche nach Kooperationspartnern waren, war in diesem Jahr vergleichsweise hoch", beobachtete Dorothée Finé vom Corporate Publisher wdv.

Insofern habe die DIMA mehr Ähnlichkeit mit einem Get-together der Anbieter gehabt als mit einer Messe für Fachbesucher. Die Streichung des hoch bezahlten Kongresses zugunsten integrierter Foren wurde dagegen überwiegend positiv aufgenommen. "Ich bin froh, dass der Relaunch in puncto Inhalte, Foren, Dialog und Ambiente gelungen ist", urteilt abschließend Ludwig König, Projektleiter der DIMA beim Veranstalter Messe Düsseldorf. Auch für ihn "enttäuschend" waren dagegen die Besucherzahlen: Statt der anvisierten 8.000 bis 9.000 kamen nur 5.066 Unique Visitors aus 14 Ländern.

Funktioniert hat offenbar die verstärkte Branchenorientierung. Laut Auswertung der FKM (Gesellschaft zur freiwilligen Selbstkontrolle von Messe- und Ausstellerzahlen) stammten 38 Prozent der DIMA-Besucher aus den sechs in diesem Jahr angepeilten Branchen Verlage/Medien, Automotive, Einzelhandel und Versandhandel sowie Banken/Versicherungen und Telekommunikation/Informationstechnologie. König zufolge kamen die Besucher gezielt an jedem Messetag, an dem die Vortragsforen sich ihrer speziellen Branchenthemen widmeten. "Hochkarätig besetzt und nah an der Wirklichkeit" fand Aussteller Jan Kaiser von Sommer Corporate Media die Vortragsforen. Besucher Martin Oesterer, Manager CRM beim Software-Anbieter sas, hält zwar eine Trennung von Messe und Kongress für geboten: "Auf der anderen Seite waren die von mir besuchten Vorträge in den Foren qualitativ durchgehend hochwertig - sowohl was die Seniorität der Präsentatoren, als auch was die Inhalte anging."

In einigen Vorträgen standen die Zuhörer hinter voll besetzten Stuhlreihen - etwa um Dr. Thomas Massler, Direktor Direktmarketing von IBM, über Trends im Direktmarketing sprechen zu hören. Auch beim Vortrag von Michael Stephanblome, Leiter Category Management von eBay Deutschland, drängten sich die Neugierigen bis in den Eingangsbereich. Ex-Aldi-Manager Dieter Brandes erstaunte und provozierte seine Zuhörer mit energisch vorgetragenen Thesen wie: "CRM ist zum Teil abstruses Zusammentragen von Daten - nice to have, aber völlig unnötig." Und gab unbezahlbare Management-Tipps ("Was auf Sie wie Quatsch wirkt, ist wahrscheinlich auch Quatsch").

Die Chance, hervorragende Referenten zum Messepreis von 45 Euro zu hören, hätte man im Vorfeld viel stärker herausstellen sollen, meint Helen Deacon: "Für Anwender ist das schließlich ein Argument für den DIMA-Besuch."

Argumente für den DIMA-Besuch brauchen derzeit aber vor allem die Aussteller. "Die DIMA wird dem Anspruch, sich als Klammer um die Dialogszene zu legen, nicht mehr gerecht, weil die Leistungsträger unter den Ausstellern in einigen Segmenten ausbleiben", bemängelt Johann Kuhlendahl, Chef des Adressdienstleisters Dialoghaus in Hamburg. Gemeint sind die bis dato stets präsenten Branchenpromis wie GHP, arvato und meiller. Postdienste waren stattdessen überproportional, Software-Anbieter gar nicht vertreten. Die Online-Marketer präsentierten sich mit wenigen Ausnahmen auf der vollständig ausgebuchten online-marketing-duesseldorf (omd). Nur der unermüdliche Dr. Thorsten Schwarz und einige seiner Mitstreiter hielten der DIMA die Treue.

Was die Performance für die DIMA 2005 bedeutet, ist derzeit völlig offen. "Die Messe hat den Nachteil, dass sie sehr teuer ist", sagt meiller-Geschäftsführer Christoph Glatzel, der dieses Jahr nur als Besucher kam: "Wenn das so bleibt, wird es uns auch im nächsten Jahr schwer fallen, Ja zu sagen." Für viele Aussteller, etwa Borek oder Datacolor, war die Messe ein definitiver Flop. Sas habe in diesem Jahr richtig entschieden, der DIMA als Aussteller fernzubleiben, so Martin Oesterer.

Auf der Suche nach Perspektiven schielten nicht wenige flussaufwärts in Richtung Rheinterrasse - wenn sie nicht sowieso einen Abstecher dorthin planten. Datendienstleister Acxiom hatte für seine Besucher sogar einen Shuttle-Dienst zur omd eingerichtet. Nicht nur die Post-Studie zum Direktmarketing hat deutlich gemacht hat, dass das Wachstum im Dialog derzeit in den Neuen Medien stattfindet: Wenige Kilometer neben dem Messegelände platzte das Online-Marketing-Event aus allen Nähten. Die omd bot Besuchern wie Ausstellern exakt, was die DIMA vermissen ließ: einen quirligen Marktplatz voller selbstbewusster, optimistischer, kreativer und innovativer Unternehmen mit neuen, spannenden Produkten. Für Anbieter integrierter Konzepte sei es "schwer zu verstehen, dass parallel zur DIMA eine Messe in derselben Stadt stattfindet, die sich ausschließlich einem Teilaspekt modernen Dialogmarketings widmet", so Anja Wetzel von Acxiom Deutschland.

Dass bisher nicht zusammenwächst, was theoretisch zusammengehört, hat viele Gründe. Zunächst konkurrieren beide Veranstalter, die IGEDO (omd) und die Messe Düsseldorf (DIMA) um dieselben Marketingbudgets, doch seit die Messe Düsseldorf - wie vor wenigen Wochen geschehen - die Mehrheit der Anteile an der IGEDO International übernommen hat, liegen die wirtschaftlichen Hürden etwas niedriger. Die Perspektive sei "eine Diskussion wert", findet DIMA-Macher Ludwig König. "Als Projektleiter der DIMA sage ich: 'Schön, machen wir!‘ Allerdings treffen da sehr unterschiedliche Marktmentalitäten und Event-Philosophien aufeinander."

Auch DIMA-Aussteller sind skeptisch, doch bezeichnenderweise kommt der lautere Protest von Seiten der omd: "Beide Messen haben ihre klare Kernkompetenz, die man auf keinen Fall vermischen sollte", sagt Gerald Böse, Geschäftsführer der IGEDO International. Die Schnittmenge bei Ausstellern und Besuchern liegt seiner Einschätzung nach bei höchstens 25 bis 30 Prozent. "Für die Suchmaschinenvermarkter wäre eine Zusammenlegung bestimmt sinnvoll", meint Espotting-Geschäftsführer Wolfhart Fröhlich. Da das Internet aber auch als klassisches Branding-Tool genutzt würde, wären viele Online-Vermarkter auf der DIMA sicher fehl am Platz.

AOL-Vertriebschef Torsten Ahlers bringt es auf den Punkt: "Never change a winning Team!" Erste Sondierungsgespräche zum Thema sind König zufolge ergebnislos verlaufen, wobei die Organisation das geringste Problem darstelle: "Ob man da zu einer gemeinsamen Lösung kommt, hängt letztlich von den Initiatoren ab." Zwei Messen in zwei Hallen nebeneinander, gemeinsame Vermarktung, gemeinsames Ticket - so ließe sich immerhin der Shuttle-Service sparen. asc

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