Leserbrief von Andrea Lichtenwimmer
30.12.2002 - In der vergangenen Ausgabe von ONEtoONE hat der Chef der Münchner Agentur die argonauten, Hansjörg Zimmermann, im Gastbeitrag "Die deutsche Agenturlandschaft brennt" die Misere der deutschen Agenturen skizziert. Dazu erreichte uns folgender Leserbrief von Andrea Lichtenwimmer, die zuletzt bei der inzwischen insolventen Agentur Graffiti gearbeitet hat und unlängst die neue Agentur Max Zwo in München gründete.
Der Artikel von Hansjörg Zimmermann trifft die aktuelle Situation der deutschen Agenturen auf den Punkt. Wehklagen, Entsetzen und Phlegma beherrschen die Szene. Aushalten und Durchstehen ist die Devise bei den meisten. Das Suchen und Finden von Wettbewerbern, denen es noch schlechter geht, ersetzt das notwendige Handeln.
Sicher gibt es nicht die eine, richtige Antwort auf eine sehr schwierige Situation in der Kommunikationslandschaft. Aber wie wir Deutschen auf die Politik schielen und erwarten, dass sich von da aus etwas ändert, so halten wir es auch mit der wirtschaftlichen Rezession. Wir erwarten Hilfe. Von irgendwo. Und wir sind enttäuscht. Von unseren Kunden. Von unseren Partnern. Von unseren Banken. Wir? Alle? Nein, Gott sei Dank nicht alle.
Den neuen Agenturtypus, den Hansjörg Zimmermann beschreibt, halte auch ich für erfolgreich. Entscheidend ist aber, dass nicht das passive, markterzwungene Notschrumpfen einen neuen, kleinen Agenturtypus schafft, sondern die souveräne Entscheidung, klein und flexibel sein zu wollen. Und das ist ein Riesen-Unterschied.
Beweglichkeit ist eine der Hauptforderung der Kunden. Und Beweglichkeit und Größe sind schwer vereinbar. Besonders in einem überregulierten Arbeitsmarkt wie Deutschland. Das atmende Unternehmen ist in Deutschland arbeitsrechtlich noch ein Fremdwort. Deshalb müssen Unternehmen selbst neue Strukturen und Formen der Zusammenarbeit zwischen kleinen, flexiblen Einheiten suchen und finden.
Natürlich gehört auch für die Kunden zunächst Umdenken und Mut dazu, einer solchen Agenturkonstruktion das Vertrauen zu geben. Aber letztendlich werden die Ergebnisse für sich sprechen. Und für die Idee, mutig zu sein und nicht zu lange abzuwarten. Sondern das zu gestalten, was der Markt und unsere Kunden suchen.
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