01.03.2012 - Rückkehr nach acht Jahren: Ulrich Schober ist nun CEO der Schober Gruppe. Im Interview mit ONEtoONE berichtet er von seinen Plänen.
Die Schober Group, ehemals der Adressdienstleister schlechthin, richtet sich komplett neu aus. Nach dem Wiedereinstieg von Ulrich Schober ins Familienunternehmen sowie anderen Personalmeldungen rund ums Management sorgte die Schließung der Firmentochter Trebbau & Koop für Aufsehen. ONEtoONE sprach mit CEO Ulrich Schober über die künftige Unternehmensstrategie und darüber, warum Listbroking für Schober ein sterbender Markt ist.
Herr Schober, warum muss sich die Schober Group neu ausrichten?
Schober Wir waren mit der Profitentwicklung in der Schober Group nicht mehr zufrieden. Durch das Bundesdatenschutzgesetz von 2009 haben Bereiche wie das Listbroking stagniert, sind teils massiv zurückgegangen. Da wir in diesen und anderen Segmenten keine Wachstumsperspektiven mehr sahen, haben wir in den vergangenen neun Monaten die Weichen für einen Neuanfang gestellt.
Allein die BDSG-Novelle kann doch nicht die Ursache gewesen sein?
Schober Das stimmt. Es wurden auch gravierende Managementfehler gemacht. Und es wurde in Bereiche investiert, die nicht zu Schober passen, so dass sich keine Durchschlagskraft entfalten konnte. Wir haben jetzt fast das komplette Management verschlankt. So bereinigt, starten wir jetzt in die Konkretisierungsphase der Neuaufstellung.
Wie sieht die Strategie von Schober künftig aus?
Schober Wir werden die Schober Holding International GmbH weiter als Dachmarke aufbauen und mit unseren Tochterunternehmen und Beteiligungen eine Mehrmarkenstrategie fahren. Schober soll als Klammer dienen und als Dachgesellschaft die einzelnen Marken steuern. Dabei werden wir die Kompetenzen der Einzelunternehmen wie Supercomm für E-Mail-Marketing und die Schober Information Group für Datenbanken klar voneinander abgrenzen. Die Lösungen sollen so am Markt positioniert sein, dass sie sich dem Kunden erschließen.
Was bedeutet das für die Mitarbeiter und Einzelunternehmen?
Schober Wir mussten durch die Bereinigung Mitarbeiter im zweistelligen Bereich entlassen. Jetzt sind wir aber gut aufgestellt, um mit dem verschlankten Portfolio neu zu starten. Wir wollen eine dynamische Netzwerkorganisation mit flachen Hierarchien werden und das Unternehmertum in den Gesellschaften fördern. Die Teams erhalten mehr Verantwortung. Dadurch wird die Zentrale in Ditzingen zugunsten der einzelnen Standorte wie Köln, Berlin und Zürich weniger wichtig werden.
Schober als Marke wird es aber weiterhin geben?
Schober Ja, natürlich. Wir werden unter Schober unser Kernportfolio anbieten und uns auf die Dynamisierung von Daten und die Datenpflege konzentrieren. Dafür haben wir die Schober Information Group in Ditzingen auf zwei Säulen gestellt, die gezielt getrennt von zwei Managern gesteuert werden. Thomas Brutschin ist für den B-to-B-Markt zuständig, Michael Herter, auch Geschäftsführer von Infas Geodaten, für den B-to-C-Markt. Außerdem werden wir künftig eine übergeordnete Consulting Sales Unit auf Holding-Ebene schaffen, die im Zusammenspiel mit den einzelnen Gesellschaften umfassende Lösungen anbieten soll. Um diese Gruppenstrategie im Markt sichtbar zu machen, planen wir noch bis Mitte 2012, einen neuen Markenauftritt der Schober Holding International GmbH als Betreiberin des Netzwerks der Schober-Unternehmen.
Wirkt sich die Neuausrichtung auch auf internationaler Eben aus?
Schober Ja, wir wollen die neue Strategie auch international umsetzen. Daher definieren wir gerade unser Portfolio, mögliche Wachstumsmärkte und mit welchen Partnern wir dort agieren können.
Vom Listbroking hat Schober sich getrennt. Werden weitere Bereiche abgestoßen, und auf welche Kompetenzen setzen Sie künftig?
Schober Listbroking ist für uns durch die Datenschutznovellierung und die zu erwartenden weiteren Restriktionen ein sterbender Markt. Wir werden uns von allen Bereichen trennen, die nicht unserer Renditeerwartung entsprechen, und uns auf Segmente mit hohem De-ckungsbetrag fokussieren. Die klassische Adressnutzung im Marketingmix ist rückläufig und wird immer mehr an Bedeutung verlieren. Schober soll zum Marketing-Service-Dienstleister werden und alles anbieten, was für eine effiziente Marktbearbeitung nötig ist. Wir haben in den vergangenen Jahren unsere Kernkompetenzen etwas aus den Augen verloren: die Zusammenführung, Analyse und Nutzbarmachung großer Datenmengen von Unternehmen zur crossmedialen Marktbearbeitung. Darauf wollen wir uns unter anderem konzentrieren. Zum Beispiel arbeiten wir an einer Lösung für "Big Data" und wollen unseren Kunden die Daten für das CRM und die Bespielung sämtlicher Online- und Offline-Kanäle aufbereiten. Dafür greifen wir auch auf unsere Tochtergesellschaften zurück, die diese Leistungserbringung unterstützen.
Eine Umstrukturierung geht nicht ohne Kunden- und Umsatzverlust ...
Schober Das stimmt. Aber wir haben uns ganz bewusst entschieden, mittlere bis kleine Kunden und damit diesen Umsatz abzuschneiden. Jetzt haben wir die Großkunden im Fokus, um unseren Ertrag maximal und nachhaltig zu steigern. (kr)
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