Arvato: "Das Druckgeschäft ist alles andere als tot"

28.04.2011 - Die Arvato AG zieht für das Geschäftsjahr 2010 eine positive Bilanz: Nach Rückgängen bei Umsatz und Ergebnis im Vorjahr, konnte die Bertelsmanntochter 2010 wieder Zuwächse verbuchen. Zum ersten Mal wurde die Umsatzhürde von fünf Milliarden Euro durchbrochen. Die Gütersloher setzten 2010 mit 5,08 Milliarden Euro 257 Millionen mehr als im Vorjahr um. Das operative Ergebnis stieg von 345 auf 350 Millionen Euro. Martin Teschke von ONEtoONE sprach exklusiv mit Markus Schmedtmann über einen Dienstleistungskonzern, der mitten im Umbruch steht.

Herr Schmedtmann, Sie haben bereits vor 20 Jahren im Alter von 20 als Key Account Manager bei AZ Direct angefangen. Was hat sich seitdem im Adressgeschäft verändert?

Schmedtmann:
In der Tat: ein ganz schön langer Zeitraum! Es ist uns in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten gelungen, aus einem kleinen Geschäftsfeld mit einer einfachen Strategie neue Dienstleistungen zu entwickeln, uns zu internationalisieren und Dienstleistungen auf neue Branchen zu übertragen. Deshalb stehen wir jetzt so gut da.
 
Kann man denn heute mit Adressen, Call-Centern und Druckaufträgen überhaupt noch das große Geld verdienen?

Schmedtmann:
Nur ein Beispiel: Das Geschäft in der Druckbranche ist im vergangenen Jahr zwar um drei Prozent zurückgegangen. Unsere Auftragsbücher sind hingegen voll. Meiner Meinung nach ist das Druckgeschäft heute alles andere als tot! Es sprechen ja alle vom E-Commerce. Wenn Sie die Versandhändler fragen, dann erzählt Ihnen jeder, dass sich die Druckausgaben in den vergangenen Jahren nicht verändert haben und dass Sie ohne Druck die Bestellungen nicht generieren können. Bestellt wird online, aber der Anstoß kommt immer noch zu sehr großen Teilen aus dem Katalog.
 
Das trifft doch nur noch zu einem immer geringer werdenden Teil zu.

Schmedtmann:
Das sehe ich etwas anders. Auch wir haben im Adress-, im Druck- und im Lettershopgeschäft in der Krise gelitten. Und die Preise stehen in Teilen immer noch unter Druck. Aber wir haben gemeinsam mit unseren Mitarbeitern unsere Hausaufgaben gemacht, haben Einsparungen erzielt und so unsere Wettbewerbsfähigkeit verbessert. 2010 haben sich zudem die Verhältnisse wieder normalisiert.
 
Dennoch hat der Dienstleister Arvato Anfang 2011 eine seiner bislang größten Umstrukturierungen angestoßen. Warum?

Schmedtmann:
Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. Schon als Rolf Buch Anfang 2008 Vorstandsvorsitzender der Arvato AG wurde, hat er als Strategie ausgegeben, dass wir uns in allen Bereichen vom Produzenten zum Lösungsanbieter weiterentwickeln müssen. Wir wollen nicht einfach nur einen Katalog produzieren, sondern die gesamte Wertschöpfung abbilden. Heute kaufen wir beispielsweise für Reader`s Digest weltweit Druckdienstleistungen ein und stellen uns hier als Printmanager auf. Dieser ganzheitliche Ansatz wurde auch auf andere Bereiche übertragen, was in einigen Fällen zu Überschneidungen geführt hat.
 
?Muss man deshalb gleich alles umstrukturieren?

Schmedtmann:
Wir haben nicht alles umstrukturiert, sondern Firmen organisatorisch zusammengefasst, die klar umrissene Märkte bearbeiten. Der Kunde will einen einzigen Verantwortlichen haben. Deshalb haben wir auch unseren Vorstand stärker nach Branchenschwerpunkten ausgerichtet. Mein Schwerpunkt liegt auf dem Handel, den Markenartiklern und den Verlagen. Wenn wir zum Beispiel für ein großes Handelsunternehmen einen Katalog drucken sollen, bieten wir dem Kunden neben dem Druck auch die Kreation, das Fotostudio, das Adressgeschäft, die Druckvorstufe, Call-Center-Dienstleistungen, die Logistik, die Auslieferung und das Handling der Zahlung an. Diese Offline-Wertschöpfungskette können wir unseren Kunden natürlich auch online zur Verfügung stellen.
 

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