Eine nachhaltige Logistik braucht das Land!

29.03.2011 - Wohl kaum ein anderes Thema ist in der KEP- und Logistikbranche heutzutage so allgegenwärtig wie Nachhaltigkeit. Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein Unternehmen die Anschaffung von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb, die Einführung neuer klimaneutraler Produkte oder die Eröffnung einer energieeffizienten Niederlassung bekannt gibt.

Aber handelt es sich hierbei um ökologisch motiviertes Handeln oder - insbesondere angesichts steigender Ausgaben für Energie - schlichtweg um Kostensenkungsmaßnahmen? Ist dies eine breite Bewegung, oder stellen die Initiativen nichts anderes als einzelne Maßnahmen zur Imageverbesserung dar? Oder sind dies womöglich Aktionen, die heutzutage unter dem Schlagwort "Greenwashing" zusammengefasst werden? Und wie stellen sich Kunden dazu?

Zweifelsohne ist diese Frage nicht einfach zu beantworten. Denn generell gilt zunächst, dass jede Maßnahme, die zum Erhalt oder zur Verbesserung der Umwelt beiträgt, zu begrüßen ist. Und umweltbewusstes Leben und Handeln ist seit Jahren zu einem der wesentlichen, andauernden Trends in der Gesellschaft geworden.

Dennoch halten es viele Marktbeobachter für wenig wahrscheinlich, dass vor allem Privatkunden in größerem Umfang bereit sein werden, für klimaneutrale Services und Transporte einen deutlichen Aufpreis zu zahlen. Letztlich kann bei den Kunden in der näheren Zukunft nicht zwingend von einer Veränderung des tatsächlichen Umweltverhaltens ausgegangen werden. Zwar wird der Anteil von umweltbewussten Konsumenten an der Gesamtbevölkerung bereits heute in verschiedenen Studien mit knapp zweidrittel beziffert. Allerdings ist bezüglich der Interpretation von Verhaltensdaten, die ganz überwiegend auf Selbsteinschätzungen beruhen, Vorsicht geboten.

Preis bleibt erst einmal wichtigstes Kriterium

Jüngere Forschungen haben dann auch große Defizite im tatsächlichen Umweltverhalten der Bevölkerung aufgedeckt. Fast alle Forscher konstatieren als Ergebnis ihrer Studien eine hohe Diskrepanz zwischen dem Umweltbewusstsein und dem tatsächlichen Umweltverhalten, gerade auch für die Gruppe der besonders umweltbewussten jungen Konsumenten mit höherer Schulbildung. Und auch die viel beachtete Grundlagenstudie der Deutschen Post lässt erkennen, dass den ethischen und umweltbezogenen Ansprüchen der Kunden Grenzen gesetzt sind: "Der Preis ist weiterhin bei vielen Kaufentscheidungen ein wichtiges Kriterium und zum Teil sogar ausschlaggebend", heißt es in der Untersuchung. Im boomenden E-Commerce gilt dies auch - oder gerade - für den Transportpreis.

Denn kaum ein Kunde wird bei der Bestellung seines online erworbenen Artikels ausdrücklich Wert auf eine klimaneutrale Beförderung legen, insbesondere dann nicht, wenn es sich um ein so genanntes Schnäppchen handelt. Und selbst bei vielversendenden Geschäftskunden differieren Umweltbewusstsein und Umweltverhalten - in Abhängigkeit von der Branche - durchaus erheblich. Während bei einigen Versendern das Umweltmarketing im Vordergrund steht, tritt die Umsetzung von Umweltmaßnahmen bei vielen in den Hintergrund. In diesem Zusammenhang kommt erschwerend hinzu, dass die so genannte CO2-Bilanz der beauftragten Dienstleister und Zulieferer keine Berücksichtigung in der Umweltstatis­tik der Auftraggeber spielt. Hier würde erheblicher Druck auf die Branche ausgeübt werden, wenn die Internalisierung der Emissionen der Zulieferer in die unternehmenseigene Umweltbilanz gesetzlich vorgeschrieben würde.

Und für die Anbieterseite gilt, dass sich Investitionen in den Umweltschutz rechnen müssen und keinen Wettbewerbsnachteil mit sich bringen dürfen. Denn Preiserhöhungen - auch oder gerade aufgrund nachhaltiger Prozesse - werden im KEP- und Logistikmarkt nicht durchzusetzen sein. Denn selbst die Auftraggeber, die das Umweltmanagement ihrer Transport- und Logistikdienstleister als Auswahlkriterium einbeziehen, gewichten häufig den Preis als entscheidenderes Kriterium.

Befürworter einer umfassend nachhaltigen Logistik können also nur auf einen Paradigmenwechsel auf der Verbraucherseite und vor allem auf gesetzliche Rahmenbedingungen setzen - jedoch nicht nur auf nationaler Ebene, um die ansonsten unvermeidlichen Wettbewerbsnachteile zu verhindern.

Über den Autor

Horst Manner-Romberg ist Gründer der KEP Verlags- und Beteiligungs GmbH sowie Geschäftsführer der MRU GmbH

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