30.08.2005 - Im Auftrag des DDV analysierte Patrick Tapp die Programme der großen Parteien
Freiheit oder Bürokratismus, Verbraucherentmündigung oder moderater Interessenausgleich nach internationalen Maßstäben - so lauten Patrick Tapp zufolge die Alternativen in der Regulierung des Werbemarkts, die am 18. September zur Wahl stehen. "Jegliche Vermeidung von nationalen Sonderwegen" fordert der Vizepräsident Public Affairs und Verbraucherdialog des Deutschen Direktmarketingverbands (DDV) mit Blick auf die Wahl. Schützenhilfe bekommt der Branchenvertreter aus juristischer Perspektive: Auch in der Rechtsprechung sei angesichts der geplanten UCP-Direktive aus Brüssel ein Umdenken nötig, urteilt der Rechtsanwalt Dr. Stefan Engels in seinem DDV-Gutachten zur "Modernisierung des deutschen Wettbewerbsrechts".
Im Zuge seiner Auswertung der relevanten Parteiprogramme kommt der DDV zu einem klaren Ergebnis: Die Fortsetzung der rot-grünen Koalition wäre demnach für die Unternehmen mit weiteren Einschränkungen ihrer werberischen Freiheiten und für die Konsumenten mit fortschreitender Entmündigung verbunden. Ein Abbau von Restriktionen sei mit Rot-Grün nicht in Sicht, meint Tapp.
Schwarz-Gelb steht für EU-konform
Aufatmen können die Marketing-Dienstleister dagegen im Fall einer schwarz-gelben Koalition: In diesem Fall würde sich die neue Regierung tendenziell eher für den Abbau "überflüssiger" Vorschriften stark machen. Bei möglichen Interessenkonflikten setzt die bürgerliche Koalition auf Ausgleich und Selbstregulierung.
So hat die Union in ihrem Wahlprogramm angekündigt, sämtliche Auflagen für die Werbewirtschaft, die über EU-Richtlinien hinausgehen, auf den Prüfstand zu stellen. "Schwarz-Gelb steht für die Eins-zu-eins-Umsetzung der EU-Richtlinie, damit deutsche Unternehmen nicht weiter benachteiligt werden", so Tapp. Darüber hinaus kündigen die C-Parteien an, Förderprogramme und Verwaltungsabläufe zu vereinfachen und stärker auf Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen und Innovationen auszurichten.
Der potenzielle Koalitionspartner FDP profiliert sich derweil mit Sachkompetenz beim Direktmarketing. Schlüsselthemen wie Datenschutz oder Selbstverpflichtung der Wirtschaft nennt das liberale Wahlprogramm ebenso klar beim Namen wie die Forderung nach gleichen Wettbewerbsbedingungen für kleine und große Unternehmen - Pläne, die der DDV samt und sondersbegrüßt. "Auch wir hoffen auf ein Ende der Regulierungswut", sagt Tapp. Allerdings gelte es, den schönen Versprechungen auch Taten folgen zu lassen. "Beim Thema UWG war das auch bei der CDU mehr als enttäuschend."
Opposition hat Nachteile erkannt
Immerhin kann der Branchenverband dem schwarz-gelb dominierten Bundesrat sein Veto gegen den UWG-Entwurf der Bundesregierung zugute halten. Hier hätten Tapp zufolge Union und FDP die Wettbewerbsnachteile deutscher Telemarketingunternehmen gegenüber der europäischen Konkurrenz klar erkannt.
Unterdessen fordern auch Dr. Stefan Engels und Dr. Michael Stulz-Herrnstadt von der Anwaltssozietät Lovells für die Call-Center-Branche weitere Lockerungen des Wettbewerbsrechts. Als "mutmaßliches Einverständnis" zur Telefonwerbung im B-to-B-Bereich sollte künftig ein genereller Sachbezug zur Geschäftstätigkeit des Adressaten ausreichen, vor allem bei größeren Unternehmen.
Hoffen kann die Branche auf die noch in diesem Jahr erwartete UCP- Direktive aus Brüssel. Diese soll Verbraucher auf dem gemeinschaftlichen Binnenmarkt nach einheitlichen Kriterien vor unlauteren Geschäftspraktiken schützen - insbesondere vor "irreführender und aggressiver" Werbung.
Mehr Selbstregulierung in Sicht
Zur Freude der Zunft will die EU dabei auf so genannte schwarze Listen setzen und unterstützt die in vielen Ländern üblichen Verhaltenskodizes zur Ergänzung des Lauterkeitsrechts. "Der europäische Gesetzgeber eröffnet mit dieser Vorschrift beachtliche Spielräume zur Selbstkontrolle im Rahmen der so genannten regulierten Selbstregulierung", erläutert Tapp. Die Richtlinie, die Unternehmen zur Beachtung der Robinson-Listen verpflichten könnte, wäre ein Anstoß zur Einführung des Opt-out-Prinzips in Deutschland. "Freiheit des Verbrauchers", schwärmt Tapp, "eine wunderbare Vorstellung!" asc
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